laut.de-Kritik
Mitgehen oder Abwenden. Dazwischen gibt es nichts.
Review von Mathias MöllerKommando Sonne-Nmilch hat sich längst zum langlebigsten Projekt Jens Rachuts gemausert, dem "letzten großen Exzentriker der hiesigen Punk-Szene", wie Indiepedia ihn betitelt. Zurecht. Auf "Pfingsten" erwartet den Hörer allerlei Bizarres und Abseitiges.
Musikalisch ist Kommando Sonne-Nmilch seit jeher losgelöst vom Punk, ebenso wie der Frontmann längst in eigene Sphären entschwunden ist. So lässt der Opener "Grunz-Rauch" mit seinem entspannten Dub-Rythmus und dadaistischem Chorgesang ("Uff uff schabala Grunz Rauch") aufhorchen. Man ahnt, dass auch "Pfingsten" ein besonderes Hörerlebnis wird.
Zwar nicht gerade superinnovativ in musikalischer Hinsicht, ist dieses Album dennoch erfrischend abwechslungsreich gelungen. Das Wichtigste bei Rachut sind sowieso die Texte, vorgetragen durch den Band-Vorsteher selbst und durch Yvon Jansen mit ihrer wunderbar nüchternen Nachrichtensprecherinnenstimme.
Die Lyrics sind nur schwer nachzuvollziehen, und wenn, dann entziehen sie sich jeder Deutung oder driften ab ins völlig Absurde. So sehr, dass selbst Yvon am Ende genug hat vom Mummenschanz der Übertreibungen und sich weigert den Text von "Die Unke" vorzutragen. Fake oder real? Fake for real?
Ganz klar: Die Faszination von Kommando Sonne-Nmilch liegt in ihrer Unergründlichkeit, in ihrem Freakhaften. Auf gänzlich unerklärliche Weise muss man einfach immer zuhören, wenn Rachut musiziert, ob er jetzt von der Kirche als Puff singt oder über Sex mit Tieren.
Geschmackskategorien gelten bei der überkandidelten Combo nicht und wer Erwartungen hegt, ist falsch beraten. Bei Kommando Sonne-Nmilch heißt es: Mitgehen oder Abwenden. Dazwischen gibt es nichts.
1 Kommentar
der hat den hund erschossen