laut.de-Kritik
Stell' dich dem inneren Schweinehund.
Review von Laura Sprenger"Was mein Schatten noch nicht wusste, weiß ich jetzt: Die besten Diamanten findet man nur unter tausend Tonnen Dreck." Ob Drogendelikte, Selbstmordattacken oder Familiendramen: Kontra K hat den Ballast der Vergangenheit abgeworfen und nimmt uns mit auf den steinigen Weg zu innerer Stärke. Nach dem Wechsel von DePeKa zum Major-Label Four Music und der überaus erfolgreichen "Wölfe"-EP veröffentlicht der Berliner nun sein Album "Aus Dem Schatten Ins Licht".
Besagtes "Licht" hat allerdings nichts, aber auch gar nichts mit Ruhm oder Reichtum zu tun. Vielmehr tritt Kontra K für traditionelle, inzwischen recht häufig vernachlässigte Werte ein: Ehrlichkeit, Loyalität, Treue. Seinem ausgeprägten Kämpfer-Naturell gemäß vertritt er diese bis aufs Äußerste. Die schwarze Kapuze tief im Gesicht, die Muskeln angespannt und jederzeit bereit zum Angriff. Denn wer seine Vorstellungen so konsequent nach außen trägt, macht sich angreifbar für Spott und Hohn. "Junkie? Kann sein, doch nur von diesem Lifestyle fitter als der Rest!"
Zugegeben: Auch wenn ich "Wölfe" sehr gefeiert hab', hatte ich meine Zweifel, ob die in Musik verpackte Motivation auf Albumlänge vielleicht doch etwas anstrengen könnte. Aber Kontra K predigt seine Ansichten nicht etwa mit erhobenem Zeigefinger, sondern vertritt sie so straight und glaubwürdig, dass man sich dem nur schwer entziehen kann. Gelesen klingen Zeilen wie "Nur mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt man die Unendlichkeit" zwar eher nach mittelmäßigem Motivationstrainer. Gehört erwecken sie dagegen den starken Drang, dem inneren Schweinehund gepflegt die Visage polieren zu wollen.
Weder trickreiche Wortspiele, noch erzwungene Vergleiche oder ellenlange Reimketten sind von Nöten, um die einfache Message zu verbreiten. Stattdessen: klare, für jeden verständliche Worte. "Nur wer Angst hat vor dem Fall, muss sein ganzes Leben kriechen" ("Erfolg Ist Kein Glück"). Und wenn du fällst, steh' wieder auf, verdammt – das Leben geht weiter. Dennoch präsentiert sich Kontra K keineswegs als unverwundbare Kampfmaschine, sondern als verletzbarer, nachdenklich-zweifelnder Zeitgenosse ("Mein Herz", "Karma").
"Denn alle Träume, die wir früher einmal hatten: verbrannt zu Asche, weggetragen durch den Wind / Naiv oder blind, denn wir haben vergessen, vielleicht einfach nur vergessen, wer wir sind." Mit "Augen Zu" nehmen wir Umweltverschmutzung, Tierversuche, Rassismus und Militärgewalt hin. "Wir schreiben Hautfarben zu groß, gehen für Religion in den Tod." Angesichts der dunklen Wolken am Horizont um so wichtiger: Zusammenhalt und ein starker Wille ("Wir Brennen").
Erwartet man beim Titel "Macht ($$$)" die schonungslose Verbalattacke gegen die raffgierige Gesellschaft, plätschert das Gesagte über den irritierenden Off-Beat eher müde dahin. "Hassliebe" erweist sich, besonders im Refrain, als etwas zu simpel gestrickt, während "Disziplin" auf der deutlich gefühlsbetonteren zweiten Hälfte des Longplayers schlicht fehl am Platz wirkt. Aber das alles ist spitzfindiges Meckern auf hohem Niveau, denn Eintönigkeit macht sich trotz der stattlichen Anzahl von 17 Tracks nicht breit.
Dabei spielt der Sound eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bereits auf der EP deutete sich die Entwicklung hin zu rockigeren, deutlich melodiöseren Klängen an. Ob atmosphärische Streicher, magengrubentiefe Bässe oder knallharte Drums: Der hauptverantwortliche Produzent Dirty Dasmo sorgt dafür, dass Stimme und Sound fließend ineinander übergehen. Mehr als harmonisch präsentiert sich auch das überraschende Zusammenspiel von Kontra K und Daniel Spencer in "Eiskalt", dessen düster-verführerischer Gesang die kantige Stimme des Rappers perfekt ergänzt und sich über den elektronischen Soundteppich langsam entfaltet.
"Gute Reise ... denn ich schick' dich auf ein' Trip / du wirst high und willst nie wieder zurück." ("Spring!") Kein Zweifel: Diese Droge heißt Adrenalin. Spätestens, wenn im Outro der drückende Opener mit furioser Temposteigerung "... Ins Licht" übergeht, kann die Devise nur lauten: "Ich bin Schatten, ich bin Licht, ich bin ALLES, was ich will." Scheiße, ja!
12 Kommentare mit 4 Antworten
Kommt mir vor, als hätte der junge Mann sich "Der kleine Prinz" aus der Stadtbücherei ausgeliehen. Musik wie Kalendersprüche für kickboxende Calvinisten.
positive aufbaumusik/ vom grundgedanken her echt gut/ bessere message als drogen nehmen usw
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich bin ja sonst immer der Erste, der rumflennt, wenn jemandes beats ploetzlich zu musikalisch sind und Liveinstrumente etc., aber hier stoert es mich nicht so. Finde es besser als die EP und wohl auch ein Quentchen besser als '12 Runden', 'Was die Zeit bringt' bleibt aber mein Lieblingsalbum.
In den Texten finde ich mich auch stark wieder, gerade 'Atme den Regen'. Er hat aber auf jeder Platte auch seine 1, 2, 3 Dinger, die mir halt voellig egal sind.
Sodhahn, danke uebrigens fuer das Anfixen mit 187! Werde mir da auch demnaechst die Kollabo-EP von Bonez und K zulegen. Ihre Videos sind auch dick - ein Typ asozialer als der andere, Hamburgstyle halt. Kannst du mir deine letzte mail nochmal senden? Die ist irgendwie weg.
textlich erhaben wie eh und je, aber da er seit Anbeginn immer dieselben Themen hat hör ich mir dann lieber die Songs mit hochwertigen, atmosphärischen beats
selbe scheiß wie bei chakuza. kaum ei four Music, schon ekelhafte "echte Instrumente"- masche und musik zum abgewöhnen
hör seitdem auch keinerlei chakuza mehr
scheiß auf four music
das ist der kleine Prinz, der eigentlich der König ist..eigentlich heist es, ich seh was, was du nicht siehst, aber in diesem Fall war es wohl eher umgekehrt..grins
Dafür habe ich was, was dem Prinzen gehört und seine Einsamkeit beheben könnte, wenn er weiß was ich meine, wo es zu finden ist ...teilt ihm die Welt ja mit....hehe
Warte schon lange und finde scheinbar nicht den richtigen Knopf...für den Zugang zur Zwei oder Mehrsamkeit...die tanzende Oma, in anderen Munden das Chaos von Berlin...♥
Ein einfaches: "Nimm mich, Kontra K!" hätte es auch getan. Probiers mal mit Nacktbildern.
Meine Dechiffriermaschine läuft noch. War das wirklich so einfach?