laut.de-Kritik
Der Porno-Fotograf lässt Spielraum für die Fantasie.
Review von Alexander EngelenIm Hause Kool Keith heißt es klotzen statt kleckern. Ausgestattet mit unzähligen multiplen Persönlichkeiten schießt der Rapper nach nur zwei Monaten seit der letzten Veröffentlichung ein neues Album in den Hip Hop-Kosmos. Den Unterschied zu ähnlich emsigen Gestalten macht die Qualität, die Keith auch in der hohen Frequenz halten kann. War der Vorgänger "Matthew" schon eine wahre Freude, ist "Diesel Trucker" ein weiteres Goldstück in der ellenlangen Diskografie des Rhythm X aka Dr. Octagon aka Dr. Dooom aka Big Willie aka Mr. Gerbik aka Black Elvis.
Im bewährten Doppelpack mit Redneck Kutmasta Kurt, der sich einmal mehr überragend um die Instrumentals gekümmert hat, rollt Keith Thornton (bürgerlicher Name) über den Hip Hop-Highway. Beladen haben die zwei ihren Zwölftonner mit bouncenden Beats, schlüpfrigen Reimen, packenden Nackenbrechern und anderen Kleinigkeiten, die das Rapper-Herz höher schlagen lassen. Wieso das Ganze in ein abgefahrenes Trucker-Thema eingebettet ist, erschließt sich zwar auch nach mehrmaligem Anhören nicht. Aber wen stört das, wenn die Platte trotzdem überzeugt.
Hinterwäldler Kutmasta Kurt hat jedenfalls tief in die Synthie-Kiste gegriffen. Schon der Opener reißt mit seinem Beat jede Wand ein. Der Rest macht da keinen Unterschied. Jedenfalls, was die Benutzung elektronischer Programmierungshilfen betrifft. Tempo und Stil variieren sehr wohl und liefern so Keith das Gerüst für seine klassische Selbstbeweihräucherung und den schlüpfrigen Dirty Talk. Besonders letzteres ist Keith ein großes Anliegen. Weiß er doch von seinem Nebenjob als Porno-Fotograf etliches über das weibliche Geschlecht zu berichten.
Alice Schwarzer und ihre liebe Emma sollten jetzt aber nicht zu sehr mit den Ohren schlackern. Keith hält sich nämlich dabei immer genau so weit zurück, wie in der Fotografie. Schließlich findet er in Dessous verpackte Schönheiten viel aufregender als komplett nackige Amazonen. Spielraum für die Fantasie lassen also nicht nur seine Bilder, sondern auch seine Raps.
Mit abwechslungsreichen Instrumentals und mal anzüglichen, mal durchdachten Rhymes von Keith fahren die beiden Trucker gekonnt durchs Niemandsland zwischen kommerziellem Jiggy-Rap und verkapptem Underground-Sound. In die Charts eingebürgerte Neptunes-Synthies wechseln sich mit ideenreichen MF Doom-Spielereien ab. "Diesel Truckers" punktet so zweimal, bei Rucksack-Trägern und Vorzeige-Pimps.
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