laut.de-Kritik

Elf Bewerbungen für den nächsten Bond-Film.

Review von

Nein, ihr Ewiggestrigen, bei Kovacs handelt es sich nicht um das Geschwisterpaar Robert und Nico Kovač, das einst gemeinsam bei Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern München Fußball spielte. Im Jahr 2015 steckt hinter dem Namen die Niederländerin Sharon Kovacs, die schon allein wegen ihrer dunkel gefärbten Stimme und ihrer ungewöhnlichen Ausstrahlung erfrischend aus der Masse heraus sticht.

Auf dem Weg zum Superstar stehen ihr im Grunde nur noch die Songs ihres Erstlings im Weg. Im Gegensatz zu ihrer Interpretin bleiben diese zu konventionell und gleichförmig. Opulent und ausgefeilt arrangiert, ohne aufreißerisch zu wirken, bauen sie eine zwielichtige Atmosphäre auf, wissen dann aber mit dieser nur wenig anzufangen. Das Klangbild fixt an, kann sein Versprechen aber nie ganz einlösen. Ein ums andere Mal fühlt man sich auf um den entscheidenden Kniff betrogen. Und Achtung: "Shades Of Black" könnte Ihre Fähigkeit zum Steuern eines Fahrzeugs oder zum Bedienen von Werkzeugen oder Maschinen beeinträchtigen.

Kovacs ausdrucksstarker Stimme, ihrem dunklen Timbre und ihrer zügellosen Schwermut steht soullastiger Jazz-Pop zwischen Shirley Bassey, Amy Winehouse, Beth Gibbons und Róisín Murphy zur Seite. Überwiegend in Moll gehalten, fehlt ein geschicktes Spiel mit Dur. Denn erst im Kontrast mit dem Sonnenlicht lässt sich die vollkommene Düsternis begreifen.

Exemplarisch für "Shades Of Black" steht die Vorabsingle "My Love", sie gibt die Dynamik vor für einen Großteil des Albums, das wie eine durchgehende Bewerbung für den nächsten 007-Streifens klingt. Im Geheimdienst ihrer Majestät bandelt der melancholische Track mit Carmens Arie "Habanera" an und bietet so den perfekten Soundtrack für Menschen, für die "hey, das klingt ja wie für den nächsten James Bond-Film geschaffen" bereits als ausreichendes Qualitätsmerkmal gilt. Das später folgende und ähnlich strukturierte "When The Lady's Hurt" wirkt bereits wie ein ruchloses Eigenzitat und lässt jegliches zwingende Feuer vermissen.

In einer Welt, in der "50 Shades Of was auch immer"-Anspielungen mittlerweile die Kreativität eines durchschnittlichen deutschen Comedian erreicht haben, schlägt sich der mit berauschenden Geigen und Schlagzeugbesen ausgestattete Opener eigentlich noch recht tapfer. Das mystische "Night Of The Nights" verfeinert das vorhersehbare Konzept mit sirenenhaften Background-Gesang, Theremin und einlullenden Percussions immerhin zu einer gelungenen Variation.

In "Wolf In Cheap Clothes" eifert Sharon Kovacs Seite an Seite mit einer Verruchtheit vortäuschenden Trompete ein weiteres mal Shirley Bassey nach, erreicht aber nie deren Dynamik und bleibt vielmehr ein kuscheliges Schaf im Wolfspelz. Das ungewollt komische "Diggin'", in dem die Phrasierung der Sängerin stark an frühe Moloko-Aufnahmen erinnert, fügt der alles erdrückenden Ordnung orientalische Streicher und ein paar ebenso brünstige wie närrische Dschinghis Khan-"Hu Has" hinzu. Lasst noch Wodka holen, denn wir sind Mongolen und der Teufel kriegt uns früh genug.

Einzig das zarte Pflänzchen "Song For Joel" bricht komplett aus dem vorherrschenden Schema heraus. Nur von einer akustischen Gitarre, punktiert eingesetzten Streichern und einem einfühlendes Piano begleitet, gewährt der herrlich wehmütige Song einen Blick hinter die versteinerte Fassade. Hier gewährt Kovcas die Sicht auf eine Künstlerin, von der man durchaus mehr erwarten kann, als dieser enttäuschende Longplayer hergibt.

"Shades Of Black" vereinigt mit seiner talentierten Protagonistin und ausgefeilten Arrangements vieles, was eine ausgesprochen gelungenes Debüt ausmacht. Zusammengenommen bleibt die von Oscar Hollemann (Within Temptation, After Forever, Gorefest) produzierte Platte aber zu kalkuliert, monoton und unterkühlt. So legt sich Kovacs letztendlich selbst in Ketten und bietet, anstatt wirklich zu verzaubern, nur altbekannte Taschenspielertricks.

Trackliste

  1. 1. 50 Shades Of Black
  2. 2. My Love
  3. 3. The Devil You Know
  4. 4. Night Of The Nights
  5. 5. Wolf In Cheap Clothes
  6. 6. Shirley (Sound Of The Underground)
  7. 7. He Talks That Shit
  8. 8. Diggin'
  9. 9. Fool Like You
  10. 10. When The Lady's Hurt
  11. 11. Whiskey And Fun
  12. 12. Song For Joel

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