laut.de-Kritik
Die Frontfrau von Throwing Muses setzt diesmal auf Krach.
Review von Giuliano BenassiWer noch das Vorgängeralbum "The Grotto" (2003) in den Ohren hat, wird beim Opener nicht schlecht staunen. "Kein Ton gelangte einfach so aufs Album. Wenn wir einen Sound hatten – eine Surf-Gitarre zum Beispiel – überlagerten ihn wir mit Klavierhall, Röhrengong und Bass, um einen unüblichen Mischsound mit mehr Charakter zu erzielen", erklärt Kristin Hersh dazu. Das Ergebnis ist ein klanglich vielschichtiges Werk, das dem Hörer einiges abverlangt.
Teilte die Frontfrau von Throwing Muses und 20 Foot Wave ihre musikalischen Identitäten bislang ziemlich klar auf – wütend und krachig mit den Bands, ruhig und nachdenklich solo, - vermischt sie hier Elemente von beidem. Ihre raue Stimme begleitet sie wie gewohnt mit einer Akustikgitarre, hinzu kommen aber flächendeckend Streicher und stellenweise eine wüste E-Gitarre, die zusammen eine morbide Stimmung erzeugen.
Irgendwie klingt das Ergebnis poprockig, andererseits doch nicht. Die Melodie von "In Shock" besäße durchaus ein kommerzielles Potenzial, würde die Atmosphäre nicht durch Cello, Geige und Verzerrer fast unerträglich angereichert. Zwar gibt sich Hersh in "Nerve Endings", "Ice" oder "Vertigo" betont friedlich, doch in Erinnerung bleiben eher Stücke wie Under The Gun", "Winter" oder "The Thin Man", in denen eine E-Gitarre den instabilen Frieden wie ein Hammer zertrümmert.
Eines ist gleich geblieben: Auf ihren Solobemühungen verzichtet Hersh weitgehend auf Fremdhilfe. Das Schlagzeug spielte Muses-Drummer David Narcizo ein, Cello und Viola stammen von Martin und Kimberlee McCarrick. Alles andere, inklusive der Produktion, steuerte Hersh selbst bei. Auch in dieser Hinsicht ein ungewöhnliches Album.
Dessen Titel ein Wortspiel darstellt. Er stammt von einer Spam-Mail, die Hersh während der Aufnahmen erhielt. Doch die Platte ist keine Anleitung zum berühmt werden, sondern die Aufforderung, für die Sterne zu musizieren. "Warum nicht für den Kosmos singen, anstatt für die Industrie?" fragt sich die in diesem Punkt streitwillige Musikerin. Wie immer macht sie das, was sie will. Dass diesmal die Hörbarkeit teilweise auf der Strecke bleibt, gehört dazu.
2 Kommentare
sollte doch erwähnt werden...ich find's gelungen, sind wieder einige singer/songwriter-perlen dabei
Einverstanden. Erinnert mich dieses Mal irgendwie stark an Marianne Faithfull...