laut.de-Kritik

Die Musik gewordene Metal-Kutte.

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Plattitüden leben auch in Indien. "Das neue Album ist ohne Frage unser bisher größter Triumph. Wir haben unser Songwriting bis zur Perfektion geschärft, und das Album strotzt nur so vor reiner Heavy-Metal-Power", rhababerlabert Frontmann und Gitarrist Nolan Lewis von den 1998 in Bangladesh gegründeten Kryptos. Leicht geschockt bis angewidert, dass eine so coole Band wie Kryptos oder die PR nicht sexier Storys aus Chat GPT rausschneidet, tönt die siebte Scheibe zum ersten Mal aus dem Fenster des Familienvan. Und hey, spätestens bei den ersten beiden Tracks schämt man sich, die indischen Metal-Brüder und deren Presseagentur so falsch eingeschätzt zu haben.

Der Opener "Sirens Of Steel" galoppiert in bester Maiden-Manier und breitet wie einst Virgin Steele "The Wings of Night" aus. Der Bass schiebt sich zum ersten Mal in den Vordergrund, der Chorus wird mit melodischem Riff gespiegelt und die Soli jubilieren wie Downing und Tipton. Das ist die Musik gewordene Metal-Kutte. Auch das folgende "Falls To Spectre" unterstreicht die Weiterentwicklung in punkto Songwriting. Der Refrain wird besser vorbereitet und bekommt mehr Raum zur Entfaltung als auf den früheren Platten. Selbst Elektroautos aus China tanken beim moshigen Highway-Tune super.

Die Produktion ist ebenfalls ein Schmutztuch weniger dreckig. Nolans kehlig gepresster Gesang sorgt jedoch für genügend Härte und Grit, wie es sich für Trve Metal gehört, während die Gitarren sich wie erwartet auf höchstem Niveau duellieren. Der unwiderstehliche und grundsympathische Mix aus frühen Twisted Sister, frühen Vicious Rumors und frühen Maiden dominiert auch die restlichen Tracks. "Turn Up The Heat" groovt als Boogie Rocker mit Gangshouts, der Titeltrack dreht den Härtegrad mit dicken Riffs und spitzen Schreien etwas weiter auf. "In the Shadows" ist die melodische Hymne, "Pathfinder" und "We Are The Night" schließen an "Falls To Spectre" an - und schließen dieses herausragende Album gebührend ab.

Bitte Abbitte erteilen, liebe Kryptos. Ihr hatte mit euren Aussagen im Pressetext doch so Recht: "Sobald du das Album in deine Stereoanlage gesteckt hast, wirst du die Faust heben, zu den Riffs Luftgitarre spielen und die Soli das ganze Jahr über summen. Es ist die perfekte Kombination aus klassischem 80er-Metal und ätzendem Thrash, wie du sie nie besser finden wirst. Also dreh es auf und gib Vollgas!"

Trackliste

  1. 1. Sirens Of Steel
  2. 2. Fall To The Spectres Gaze
  3. 3. Turn Up The Heat
  4. 4. Electrify
  5. 5. Solaris
  6. 6. Decimator
  7. 7. In The Shadow Of The Blade
  8. 8. Pathfinder
  9. 9. We Are The Night

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