laut.de-Kritik
Zwischen Boom-Bap und Trend.
Review von Lisa RupprechtKwam.E bleibt sich treu - und doch klingt "UpNorth Tape Vol. 2" stellenweise wie ein Schritt zur Seite. Das ist kein klassischer Boom-Bap, kein glattgebügelter Mainstream, sondern irgendwo dazwischen: unkonventionell, energiegeladen, manchmal unausgegoren - aber mit großem Charakter.
Zehn Tracks in gut 30 Minuten - dafür hat sich Kwam.E einige starke Gäste ins Boot geholt. Und um ehrlich zu sein: Ohne die Features würde das Tape nicht so glänzen. Trettmann, Makko, Lamadi, Ove und Nana Le Vrai bringen Farbe ins Projekt - manchmal in überraschenden, aber gut funktionierenden Konstellationen.
Schon der Opener "Kassenklingel" sorgt mit düsterem Einstieg und schrägen Adlibs für einen launigen Start. "6 Shots" mit Lamadi bringt zweisprachiges Flair, wenn auch etwas undeutlich vorgetragen. "New Gen" erinnert textlich eher an MoneyBoy - recycelte Zeilen und ein hektisches Klangbild trüben den Eindruck.
Mit "Zu bequem" liefern Makko und Ove dann ein richtiges Highlight. Während Kwam hier etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt, glänzt vor allem Makko mit einem lässigen und eingängigen Part. Auch Nana Le Vrai auf "Grinch" überrascht positiv, obwohl der Track an sich eher simpel ist.
In "Rinderhack" greift er seinen klassischen Rap-Sound auf, der sich aber etwas zieht. Das mag an dem etwas nervigen Refrain liegen. Dafür ballert Kwam mit "Storyteller" – einer der stärksten Tracks auf dem Album. Da zeigt er, was in ihm steckt: ehrlich, packend, zum Greifen nah. Er erzählt von ein paar stressigen Tagen, wie sie bei ihm anscheinend ganz normal sind – Straße eben, echter Hustle, echter Typ.
Kopfschmerzen kriegt man nicht von "Aspirin" trotzdem ist er ein klarer Filler, der trotz witziger Momente kaum hängen bleibt. Ähnlich zwiegespalten wirkt "Who did it" – irgendwo zwischen interessant und anstrengend, schwer einzuordnen.
Zum Schluss liefert "Uuuhhhh" mit Trettmann das absolute Highlight. Ein sommerlich leichter Vibe, oldschool angehaucht und trotzdem modern – hier passt einfach alles. Trettmanns Part bringt die nötige Reife, um dem Tape einen starken Abschluss zu verpassen.
"UpNorth Tape Vol. 2" ist kein Meilenstein, aber ein solides Projekt mit einigen starken Momenten – vor allem, wenn Kwam.E auf Augenhöhe mit seinen Gästen performed. Es braucht ein paar Durchläufe, um zu zünden. Nicht alles trifft ins Schwarze, aber genau das macht den Reiz aus. All in all: besser als "UpNorth Tape Vol. 1" aber leider nicht so gut wie "Concrete Cowboys".
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