laut.de-Kritik

Ein sehr abwechslungsreiches und reifes Album.

Review von

Was erwartet man von einer Band, die schon zwei wirklich großartige Alben abgeliefert hat? Natürlich ein weiteres, das mindestens mit dem vorangegangenen mithalten kann. Mir fallen auf Anhieb unzählige Bands ein, die an diesem Anspruch gnadenlos gescheitert sind und sich lieber auf etwas anderes konzentriert haben. Lacuna Coil treten dem aber entschlossen entgegen und trumpfen erneut auf.

Nachdem der bärenstarke Vorgänger "Comalies" vor allem in den USA durch die Decke ging, standen die Italiener vor dem Problem, an den Erfolg des Albums anzuknüpfen, wenn nicht gar noch zu übertreffen. Davon hat sich das Sextett aber nicht unterkriegen lassen, sondern hat sich mit seinem Stammproduzenten Waldemar Sorychta einfach genügend Zeit gelassen. So legen sie mit "Karmacode" ein sehr abwechslungsreiches und reifes Album vor.

Orientalische Klänge scheinen es Lacuna Coil genauso angetan zu haben wie ziemlich fette Grooves und fast schon Nu Metal-lastige Gitarren und Bässe. Das macht schon der Opener "Fragile" klar. Die leichten Synthies erinnern schon fast an In Flames. Sänger Andrea hat seine Leistung ein weiteres Mal steigern können. Beim folgenden "The Edge" schießt einem erst einmal der Name Korn durch den Kopf, doch mit einem Gesangsduo wie Cristina und Andrea drückt die Band dem Song schnell ihren eigenen Stempel auf.

Für manch einen mag sich das seltsam anhören, doch diese sehr modernen Klänge stören im Lacuna Coil-Universum überhaupt nicht. Auch die immer wieder auftretenden orientalischen Klänge ("Our Truth", "You Create") passen sich genauso in den Sound ein wie die eingestreuten orchestralen Elemente. Es ist erstaunlich, wie vielschichtig die Songs sind. Jeder Durchlauf offenbart eine neue Facette.

Verträumt zeigen sich die Dame und Herren aus Mailand zum ersten Mal bei "Within You" und führen das bei "In Visible Light" genauso gekonnt fort. "What I See" läst den Bass wieder richtig knarzen. Drums und Gitarren klingen zunächst verdammt amerikanisch, ehe ihnen zum Chorus hin wieder die Kurve zu herrlichen Melodien gelingt. Diese beherrschen "Fragments Of Faith" komplett und machen die Nummer zu meinem heimlichen Favoriten.

Mit "Without Fear" wagen sie sich tatsächlich wieder an einen Song mit italienischen Lyrics, was wohl keine schlechte Entscheidung ist, denn in den Staaten dürften sie damit noch einen zusätzlichen Exotenbonus bekommen, zumal die Ziehharmonika am Schluss ganz witzig ist. Abschließend noch von Depeche Mode "Enjoy The Silence" zu covern, ist zwar in etwa so innovativ wie eine Darmkrümmung, aber zumindest ist die Version gut gelungen und somit nicht so überflüssig wie befürchtet.

Amerika dürfte Lacuna Coil mit "Karmacode" aus der Hand fressen und die Scheibe in die Billboard-Charts heben. Auch in Deutschland sollte dem Erfolg nichts im Wege stehen. Es sei denn, irgendwelche Einzeller rufen schon wieder Ausverkauf, weil einmal mehr eine Band den Durchbruch geschafft hat, den sie auch verdient.

Trackliste

  1. 1. Fragile
  2. 2. To The Edge
  3. 3. Our Truth
  4. 4. Within Me
  5. 5. Devoted
  6. 6. You Create
  7. 7. What I See
  8. 8. Fragments Of Faith
  9. 9. Closer
  10. 10. In Visible Light
  11. 11. The Game
  12. 12. Without Fear
  13. 13. Enjoy The Silence
  14. 14. Media Part

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Lacuna Coil – CENTURY MEDIA Karmacode €7,99 €3,00 €10,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Lacuna Coil – Two 4 One: Comalies+Karmacode €111,00 Frei €114,00

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Lacuna Coil

Noch unter dem Namen Sleep Of Right kommt der Stein 1994 in Mailand ins Rollen. Nach einer zeitweiligen Umbenennung in Ehtereal steht 1996 schließlich …

26 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    closer wird wohl die nächste single. gute wahl, ist n absoluter ohrwurm (ansonsten aber nix besonderes und sicher kein highlight der platte).

  • Vor 18 Jahren

    mir ging closer am anfang ungeheuer aufn sack, weil so nen happy refrain hat, mittlerweile find ich ihn nicht mehr so schlimm, aber als single gehts wohl in ordnung.

  • Vor 18 Jahren

    "Closer" als Single??? Oh shit, genau das hab ich befürchtet, der peinlichste LC Song überhaupt soll jetzt also ausgekoppelt werden...... anscheinend hat man nun den Tiefpunkt erreicht

    Ich kann mir nicht helfen, mit jeden hören finde ich das Album nur noch mehr belangloser und schwächer. Die Songs dümpeln nur so vor sich hin, es bleibt kaum was hängen, unglaublich dass ich bis "Comalies" eigentlich ein großer Fan war..... Und wie gesagt "Closer" ist für mich der Tiefpunkt schlechthin und das bei einen Album das überhaupt kaum überzeugen kann

    Naja wenigstens gibt es noch eine Band wie The Gathering die es nicht nötig haben sich irgendeinen Markt anzubiedern (wie es LC tun) und mit "Home" ein weiteres Meisterwerk fabriziert haben