laut.de-Kritik
Man fühlt sich fast schon als Bandmitglied.
Review von Michael EdeleIn Sachen DVD-Veröffentlichungen machen Lamb Of God keine halben Sachen. "Walk With Me In Hell" ist bereits die dritte DVD der Jungs aus West Virginia und alles andere als irgendeine weitere Konzertaufnahme. Auf zwei DVDs verteilt, kommt der Fan den einzelnen Bandmitglieder verdammt nah und fühlt sich fast schon als Teil der Band.
Drummer Chris Adler meint zu Beginn des ersten Silberlings, dass man nun nicht mehr die Underground-Band vergangener Tage sei. Man sei nun weit oben angelangt und viele würden nur darauf warten, dass die Band wieder herunter falle. Tatsächlich?
Gut möglich, und der Fall wäre wirklich verdammt tief, denn mit dem bärenstarken "Sacrament" und der zwei Jahre dauernden Tour rund um den Globus haben sich Lamb Of God vollkommen zu Recht und mit knochenharter Arbeit, einen Platz an der Spitze erspielt.
Dass der Spaß trotzdem nie zu kurz kommt, verdeutlicht die Tourdoku. Klar, auf der Straße muss man sich bei Laune halten und was gibts da als Ami besseres, als in der Wüste mit diversen Knarren rumzuballern? Allerdings finden das nicht alle Bandkollegen spaßig und so bleibt Drummer Chris dem Ganzen lieber fern. Aber die Jungs haben wohl definitiv was am Sträußchen.
Wie sich im Laufe der DVDs noch herausstellen wird, ist Basser John derjenige, der unbedingt jeden Wettbewerb gewinnen muss. Doch den Crackerwettbewerb (sechs Cracker in der Minute verschlingen, ohne was zu trinken) gewinnt Chris.
Der Kulturschock, den sie in Japan erleben, ist ebenfalls sehenswert, besonders die ganzen Bootlegs mit falschen Titelangaben und lauter seltsames Spielzeug machen die Jungs happy. Allerdings überrascht die Band die Signing Session, grölt doch keiner rum oder sorgt sonst wie für Stimmung bzw. Randale. Apropos Randale, die immer wieder eingeblendeten Geräusche machen Laune, etwa bei "Speedboats & Koalas" im Zoo.
Dennoch bleibt alles eitel Sonnenschein, denn in Europa angekommen, erwartet sie exakt der Bus, in dem sich Mark und Randy einst derbst geprügelt haben. Das schlägt den Jungs auf die Stimmung. Auf den Dates kommen massive Probleme mit dem Equipment dazu.
Die ganze Technik kackt ab und die Hälfte ist bereits auf dem Flug verloren gegangen - die Scheiße klebt der Band wirklich am Hacken. Und zu allem Überfluss latscht der Rezensent bei "It's A Travesty", das wohl in Böblingen während der Unholey Alliance-Tour mitgeschnitten wurde, auch noch durchs Bild ...
Wie nah sie sich den Fans tatsächlich fühlen, wird auf der anschließenden US-Tour deutlich, als Lamb Of God Fanclubmitglieder an den Soundchecks teilnehmen lassen, und stets einer mit den Jungs am Mikro performen darf.
Auf Tour zeigt sich auch, wie groß der Ehrgeiz von Basser John ist, jedes Spiel zu gewinnen. In einer Spielhölle tritt er sogar gegen kleine Kinder an, nur um zu gewinnen. Dafür wird er auf der zweiten CD ein paar Mal beim Poker ordentlich abgezockt.
Auch der Rest der Posse verhält sich gerne wie im Kindergarten. So spielen Willie und John im Bus stundenlang Stein, Schere, Papier - wer verliert, bekommt eine geklatscht. Nach der erfolgreichen Headlinertour in den Staaten geht es noch mal nach Australien und zum Bungee-Jump, wo Willie die Hosen gestrichen voll hat!
Zurück in Japan nutzt vor allem er die Zeit, um auch mal das Land kennen zu lernen. Mit seinem Bruder Chris spielt er auch mal ne Runde irgendwo auf der Straße oder startet mit John eine furchtbar miese Wrestling Show.
Auch zwischendrin gibt es immer wieder allerlei Schwachsinn - aber dass sich Amis über das europäische Essen beschweren, ist wohl ein schlechter Witz. Dafür erfährt man auf DVD Nummer zwei, dass Willie ein passionierter Koch ist und auch Randy könnte nach der Ozzfest-Tour eine Karriere als Grillmeister oder Chili-Koch beginnen. Das hilft der Band auf der höchst langweiligen Heaven & Hell-Tour leider auch nicht weiter.
Wer sich vom "Making Of" der letzten Scheibe "Sacrament" genauso wenig erwartet hat, wird wohl positiv überrascht, denn diesmal handelt es sich ganz und gar nicht um einen schnarchigen Studiobericht. Man erfährt viel über die Hobbies der einzelnen Musiker und ihr Leben abseits der Band.
Mark ist beispielsweise ein recht erfolgreicher Nascar-Fahrer. Sein Kollege an der Gitarren Willie, steht dafür lieber in der Küche, arbeitet am Eigenheim oder verbringt Zeit mit der Familie. John trifft sich gern auf ein paar Runden Poker und Randy nutzt, wie erwähnt, jede Gelegenheit seine Skills am Grill zu perfektionieren.
Allein Drummer Chris hat als einziges Hobby Lamb Of God und verbringt beinahe jede freie Minute damit, die Band noch weiter nach vorne zu bringen. Außerdem ist er als Trommler inzwischen sehr gefragt und lässt sich wird für Clinics und dergleichen buchen. "Walk With Me In Hell" ist eine verdammt kurzweilige Angelegenheit und sollte auch Leuten reinlaufen, die nicht als Die Hard-Fans bezeichnet werden.
Die einzigen Mankos: Es gibt keine Untertitel, und mitunter gilt es, sich sehr konzentrieren muss, um den Jungs folgen zu können. Und die "Deleted Scenes" sind, wenn überhaupt, wohl irgendwo als Easter Eggs versteckt. Ich hab sie jedenfalls noch nicht gefunden.
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