laut.de-Kritik
Ein Country-Outlaw bricht endlich sein Schweigen.
Review von Jasmin LützSchon mal eine Kanonenkugel abbekommen? Hoffentlich nicht, aber Kris Kristofferson hat schon Recht, wenn er sagt, dass diese Stimme dein Herz mit derartiger Munition geradezu durchbohrt.
Larry Jon Wilson ist der alte Mann, der durch die Haut geht und seit 28 Jahren als verschollen galt. Zumindest nahm er seitdem keine Platte mehr auf. Der letzte Longplayer erschien 1979 mit "Sojourner".
Doch dann setzt er sich mal eben an Floridas schöne Küste, greift sich seine Akustik-Gitarre und nimmt in nur wenigen Tagen ein wunderschönes Album auf, das schlicht seinen Namen trägt. Bei den Songs auf "Larry Jon Wilson" denkt man an Johnny Cash und an die Authentizität von Will Oldham, der ebenfalls ins Schwärmen gerät, wenn er die Songs von Wilson hört.
Aus dem Bauch heraus zupft Wilson die ergreifenden Worte und sinniert mit seiner tiefen Stimme über das Leben, das nicht immer so einfach ist. Dazu gesellt sich ab und zu der Klang einer zaghaften Geige im Hintergrund.
Seine Geschichten klingen dramatisch, manchmal aber auch nur banal. Der Country-Rhythmus bewegt mit Blues- und Soul- Einflüssen.
Neben den Eigenkompositionen gibt es Coverversionen seiner Helden wie etwa Willie Nelsons "Heartland". Jedes Stück wird nur einmal aufgenommen, da stört es auch nicht, wenn mal was schräg klingt, ein paar Zuhörer quatschen oder klatschen.
Triefendes Selbstmitleid ist in "Losers Trilogy" zu hören. Über die missglückte Liebe trauert er und schwelgt in düsteren Träumen. So schön kann Leiden klingen, ein Hörgenuss voller Melancholie und Leidenschaft. Manchmal lohnt es sich doch, den Opis dieser Welt genauer zu zuhören.
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