laut.de-Kritik
Die Poesie der menschlichen Gegensätze.
Review von Robin Schmidt"Lass die anderen sich verändern und bleib so wie du bist": Auch drei Jahre nach dem Hit mit MoTrip beschreibt diese Zeile das Wesen und die Denkweise von Larissa Sirah Herden ziemlich genau.
Während sich die Konkurrenz merklich an mustergültig zusammengeschusterten, aber inhaltslosen Pop-Produktionen abarbeitet, verstellt sich Lary nicht und bleibt ihrer Poesie der menschlichen Gegensätze treu. Lary zeigt zwar einerseits gerne Stärke in der Öffentlichkeit, andererseits hört man aber ihr zerbrechliches Inneres aus ihrer Musik heraus.
Sie braucht keinen Radiohit, sie braucht auch keine besonderen PR-Aktionen. Wenn sie melancholische Lieder schreiben will, schreibt sie eben welche. Davon erwarten einen auf "Hart Fragil" eine ganze Menge, um nicht zu sagen: Jeder Song trägt irgendwo eine gewisse Last mit sich.
Schon in der ersten Single "Das Neue Schwarz" sucht Lary nach den eigenen Abgründen und denen der Welt da draußen. Der Mensch scheint nicht ihre liebste Spezies zu sein, "die Stadt ist wie ein reißender Strom" für sie ("Niagara"). Im Track "Mond" reift die Erkenntnis: "Ich zieh auf den Mond, weil da niemand wohnt / Die Erde scheint blau, die Sonne scheint rot / Vielleicht komm' ich später meine Sachen hol'n".
Der Elektro-Pop-Flavour des Debütalbums "FutureDeutscheWelle" macht dabei weitgehend Platz für schwere Westerngitarren oder sonore Klavierklänge. Die Instrumentals fügen sich zu einem durchaus einheitlichen und zeitlosen Soundbild zusammen, das fast schon nach Filmmusik klingt.
Die überwiegende Mehrheit der Songs über Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen wird durch einzelne Themen wie die Flüchtlingsthematik ("Columbiadamm") oder das Für und Wider der Jahreszeiten abwechslungsreich ergänzt. Lary wünscht sich in "Winter", "dass Schneeflocken auf meinem Bett rieseln".
Mutig, so eine intime, teilweise sogar düstere Platte im Sommer zu veröffentlichen. Aber dieser Lifestyle der Gegensätze macht Lary aus, und so ergibt sich ein Gesamtbild, auf das man sich bei mehrmaligem Hören tiefer und tiefer einlässt.
Einzig ein echter Hit mag nicht so richtig herausstechen. Das größte Potenzial dazu hat aber eindeutig der fröhlichste Song der Platte: "Sand" – ein Feature mit MoTrip. Und Welche Kombination landete 2015 noch gleich einen Hit mit "So Wie Du Bist"?
1 Kommentar
Hat es dauerhaft in meine Playlist geschafft gefällt mir ausgesprochen gut ein Stern zuwenig!