laut.de-Kritik
Hardrock in Bleizeppelin-schwerer Tradition.
Review von Yan TemminghoffLast In Line entlehnen den Bandnamen von Dios Zweitwerk "The Last In Line". Mit Vivian Campbell und Vinnie Appice verfügt die Band über zwei ausgewiesene Experten in Sachen göttlicher Metal-Handwerkskunst. Campbell griff bei "Holy Diver" in die Saiten und Appice, geadelt durch seine Zusammenarbeit mit Black Sabbath und Heaven & Hell, schwang zum Metal-Klassiker die Drumsticks.
Dieses Erbe transportieren Last In Line nach dem Tod des kleinen Sängers mit der großen Stimme in die Neuzeit. Nach dem Debüt "Heavy Crown", das noch deutlich als Achtziger Hardwurst-Inkarnation durchgegangen ist, verlegt sich das Quartett in Sachen Dio-Interpretationen auf die Live-Aufführungen.
Bereits auf "II" fand eine Emanzipation von der Vergangenheit statt. "Jericho" ist nun vollends auf die Stimme von Andrew Freeman zugeschnitten und präsentiert trotz biblischen Bezugs Hardrock in Bleizeppelin-schwerer Tradition mit einer bluesigen Note.
Vivian Campbell steht bei den englischen Popcorn-Rockern Def Leppard in Lohn und Brot, genießt bei Last In Line das Vorgriffsrecht in Gestaltung seiner Saiten-Kunst, dem er technisch anspruchsvoll, doch stets im Dienste des Songs stehend nachkommt. Satte Riffs, fein ziselierte Voicing und Singalong-Melodien prägen in fein justierter Abstimmung das Klangbild.
Wo anderen Bands zur Albumhälfte die Puste ausgeht, legen Last In Line zur Halbzeit von "Jericho" erst richtig los. Nach sperrigen und ausufernden Songs wie "Bastard Sons" und "Burning Bridges", die an Rainbow angelehnt sind, krachen Shorties wie "Hurricane Orlaugh", "Walls Of Jericho" oder "Story Of My Life" ins Gebälk. Beim Closer "House Party At The End Of The World" darf Appice sich selbst zitieren, gemahnt die Snare-lastige Drumfigur stark an den Beginn von "We Rock". So schließt sich der Kreis.
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