laut.de-Kritik
Re-Release des 80er Ska-Meilensteins.
Review von Michael SchuhUm Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich handelt es sich hier um einen Re-Release der Aitken-Sessions mit Floyd Lloyd und den Potato 5 in den Mit-Achtzigern. Damals war es seit längerem ruhig um Aitken, wie auch um den Ska im allgemeinen, der nach dem medialen Ausschlachten der Two Tone-Ära sein Dasein im untersten Untergrund fristete, bevor um 1989 herum das große Ska-Revival einsetzte.
Im Rahmen der großen Laurel Aitken-Reihe des Grover-Labels liegt dieser längst vergriffene Offbeat-Auswurf nun wieder zum Kauf bereit. Die beinharten Karo-Maniacs werden diesen Meilenstein längst im Regal gebunkert haben. Wer nicht zu genannter Klientel gehört, sollte sich vielleicht eher an Aitkens goldenes Best Of-Werk "The Story So Far" halten.
Für meine Begriffe ist der hier präsentierte, sehr relaxte Ska eine gut gemeinte Hommage an den alten Jamaica-Beat, der ich allerdings jederzeit alte Skatalites-Scheiben vorziehen würde. Interessant sind ohne Zweifel die neuen (alten) Interpretationen der drei großen Aitken-Hits: "Sally Brown" wird vom Meister in stilechter MC-Manier angekündigt und besticht, wie auch der ranzige Boogie von "Mad About You" und das virtuos eingespielte "Sahara" durch legeres Jamming-Feeling.
In "Western Special" wurden, wie einst beim Klassiker "Jesse James", Gewehrsalven und Pferdewiehern aus Spaghetti Western-Filmen auf eine Tonspur gelegt, was meine Trash-Ader nach wie vor befriedigt. Auch der galoppierende Bass auf "Jesse Jackson" reitet angenehm. Dagegen gerät die Extended Version (!) der Aitken-Komposition "Long Time" mit über sieben Minuten doch much too long. Wie viele Jahre die Masteraufnahmen dieses Werks tatsächlich auf dem Buckel haben, entnehmen wir einigen deftigen Temposchwankungen.
Wie sagt man so schön? Ein Zeitdokument.
Und wie sagt Aitken im Intro von "Sally Brown"?
"This Sound is gonna mash up the town".
Wenn in jener Town gerade ein Ska-Allnighter statt findet, auf jeden Fall.
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