laut.de-Kritik
Lässig den Funk-Dödel aus der Hose hängen.
Review von Alexander CordasSehr geehrter Herr Leonard Albert Kravitz! Ich weiß genau, was sie am 10.12.2007 getan haben. Ich kann auch erahnen, was sie am 11.12.2007 gemacht haben. Am 10. lauschten sie den Darbietungen von Led Zeppelin beim Reunion-Gig in London und einen Tag später haben sie wahrscheinlich sämtliche Aufnahmen für ihr neues Album in die Tonne gekloppt.
Wie sonst ist es wohl zu erklären, dass mit den beiden Eröffnungsnummern, dem Titeltrack und "Bring It On", die besten Led Zep-Rip Offs seit Jahren an den Start gehen? Na da hat wohl jemand seine Vinyl-Sammlung nach Perlen durchforstet und ist auf seine alte Liebe gestoßen. Die Analyse, welche Page-Riffs Lenny für sich adaptiert hat, ist Teil des heiteren Musikquiz', dass er uns mit seinem achten Studioalbum präsentiert.
Schön scheppernd in Szene gesetzt und not very produced, wie es sich für zünftigen Retro-Scheiß gehört, muckert sich der New Yorker abermals kreuz und quer durch die Rock-Geschichte. Streicher? Sorry, aber ein Kravitz-Album ohne Gefiedel wäre kein solches. Wer Kravitz' Hang zum melodramatischen Geschmachte nicht ab kann, wird auch diesmal den einen oder anderen Brechreiz-Moment über sich ergehen lassen müssen. "Good Morning" und "I'll Be Waiting" drängeln sich in dieser Hinsicht als Skip-Kandidaten fast schon auf.
Interessant wird es dann, wenn er von der althergebrachten Rocker-Balladen-Schiene abweicht und mit "Will You Marry Me" und dem stampfenden "Dancin' Til Dawn" lässig den Funk-Dödel aus der Hose hängen lässt.
Von der etwas weichgespülten Hausfrauenrock-Schiene weicht Lenny heuer ein wenig ab: es rumpelt und knarzt wieder vermehrt. Aber letztendlich war er doch noch Egomane genug, um sein Organ wiederholt zum Fixpunkt der Tracks zu erheben. Schade, denn ein wenig mehr Gewicht auf den Klampfen hätte den Songs gut zu Gesicht gestanden.
Außerdem muss man nicht wirklich verstehen, was ein Mördersong wie "Back In Vietnam" am Ende der Trackliste zu suchen hat. Das massive Verhauen der Toms erinnert stark an selige "Mama Said"-Zeiten.
Lenny Kravitz liefert ein mehr als nur solides Album ab und macht den - im Nachhinein als glatten Ausfall zu bezeichnenden - Fehltritt namens "Baptism" vergessen.
27 Kommentare
Halte ich für eine Frechheit "Baptism" für einen "glatten Ausfall" und "Fehltritt" zu erklären.
Und ich halte es für eine Frechheit diese Kritik für eine Frechheit zu halten, so ist das nun mal mit der Subjektivität.
ich finde die rezensionen, die dieser autor schreibt, immer geiler!!! weiter so
Ist Lenny eigentlich schwul ?
@Applemac (« Herr Cordas und der Großteil der Laut.de Leser ist nur ein wenig fixiert. Wenn einer nicht die Gitarre quält und die Drums vermöbelt, dann passt das nicht in ihr eng gesteckten musikalischen Schrebergarten ... »):
wunderbar
schon ein bisschen Kindergarten was hier so alles geschrieben wird. Über Geschmack lässt sich wie man hier sieht doch sehr gut streiten und sogar beleidigend werden.