Living Colour - " CollideØscope"

Was war das für eine schöne Nachricht, als bekannt wurde, das Vernon Reid und co. wieder zusammen gefunden haben und an einem Comeback-Album feilen. Nach der anfänglichen Freude macht sich jedoch etwas Ernüchterung breit.

Zu ausufernd sind viele der Songs, zu grottig der Sound an vielen Stellen, als dass der Genuss der Platte auf Dauer Spaß machen würde. Neben dem akzeptablen "Song Without Sin" herrscht erst einmal Krach vor, bis das emotionale "Flying" den Nerven ein beruhigendes Bad in Baldrian beschert.

Und dann ballern sie schon wieder noisy durch den Äther. Bei "In Your Name" gehen Breakbeats und verzerrte Gitarre eine unheilvolle Partnerschaft ein. Sehr seltsam das. Da wirkt Einiges wie Stückwerk und erscheint wenig ausgereift, was sich dann aber, Gott sei dank, ändert.

Das AC/DC-Cover mit "Back In Black" geht als witziger Gag durch, richtig spannend groovt erst "Nightmare City". Doug Wimbish lässt hier gekonnt einem Dub-Bass freie Bahn und Reid setzt effektive Akzente. Zum ersten Mal lässt sich erahnen, dass Living Colour musikalisch noch Einiges zu sagen haben.

Manchmal scheinen sie sich jedoch selbst im Weg zu stehen. Versierte Musiker sind sie alle miteinander, aber im Bemühen, dies auch deutlich zu machen, kommt an der einen oder anderen Stelle leider kläglicher Murks heraus. "Choices ..." hätte eine ganz große Nummer werden können. Dunkel bumsen sich Bass, Schlagzeug und Gitarre gegenseitig an und schieben dir konsequent einen ehernen Pflock in die Rübe. Nach knapp drei Minuten ist die Magie jedoch dahin, und ein völlig unpassender hyperaktiver Zappelpart unterbricht die Magie, der dann urplötzlich nach einer weiteren Minute ebenfalls vorbei ist.

Bei 15 Songs wäre weniger mehr gewesen, um die Power und die guten Songs geballt zusammenzufassen. "CollideØscope" ist somit nicht das Hammer-Comeback, aber für einen Neubeginn durchaus solide.