laut.de-Kritik
Jungfernflug oder Pauschalreise?
Review von Matthias MantheBrave new world: Via Skype für umme Long Distance Calls nach Übersee führen. Bisschen mit Google Earth gespielt fürs Covermotiv. Schließlich noch eifrig über MySpace die Freundeliste von Isis und Pelican studiert. Räumliche Distanzen sind aufgehoben, alles liegt in Griffweite, die Recherche kostet kaum Zeit. Und als Resultat steht das beschauliche Münster dann plötzlich auf der Post-Metal-Landkarte.
Das angepunkte Bandfoto mit Cap und Tattoo mag noch als ungewollte Reminiszenz an die westfälischen Nachbarn Donots durchgehen. Im Ganzen machen die Fernsprecher aber definitiv keinen Hehl aus ihrem USA-Worshiping. Nichts auf "Satellite Bay" erzeugt das Gefühl der Erstmaligkeit.
Jeder Augenblick zehrt mal mehr, mal weniger offensichtlich vom Fundus erwähnter Genre-Suprematen. Wir verhandeln hier die klassizistische Edition finsterer Instrumentalmusik inklusive epischer Auf- und Abfahrten nebst gemächlicher Trackspuren-Addition - Güteklasse extra verbleit. Verschleppte Gradation von Monotonie zu Monolithie.
Ethikräte diskutieren humanes Cloning aus medizinischen Zwecken - kontroverses Thema. In der Kunst indes, da sind wir uns hoffentlich einig, ist die Kopie etablierter Konzepte ziemlich fehl am Platz. Hin- und hergerissen bin ich dennoch, weil die fünf Debütanten ihren Job unglaublich ordentlich machen. Wäre auf der Promopappe anstelle von Viva-Hate-Recordings Converges Deathwishinc. o.ä. als Label vermerkt, das Album ginge locker als glaubwürdige US-Marke durch den Kritikerzoll.
Doch bei aller Gediegenheit des Vortrags, dem stimmigen Arrangement von Songs und Instrumentarium zum Trotz, das hier ist letzten Endes ein weiteres Exempel für deutsche Musiktugenden: lange beobachten, fleißig üben und, mit einiger Zeitverzögerung, nach demselben Schema den hiesigen Markt bedienen. Eklektizismus kommt hier vor Originalität. Schade, dieser Jungfernflug entpuppt sich als Pauschalreise.
5 Kommentare
Wieso muß das Rad eigentlich immer neuerfunden werden?
Lange keine solch bombastisch dröhnende Scheibe gehört. Diese musikalischen Berg- und Talfahrten mögen hier und da bereits gehört worden sein, aber nichtsdestotrotz - genialer Sound.
Und das aus NRW, Hammer!
Daumen hoch, weiter so...
ham vor envy gespielt, warn ganz okay,
nur der sänger war scheiße
Ham vor iLiketrains gespielt
Fand sie sehr geil
super...jetzt wissen wir zumindest, dass der autor wahnsinnig viele fremdwörter im duden nachgeschlagen hat...herzlichen glückwunsch....beeindruckend journalistisch ist das nicht. gar nicht. hingegen sehr aber die musik, die hier verhandelt wird. zuhören und gehen lassen bittesehr. vor allem live. sowas gehört hier rein. bravo, laut.de! ach nee -bravo LDC!
Wuah, vor 65days gesehen, fand ich langweilig. :X