laut.de-Kritik

Eine atmosphärische aber harte Geschichtsstunde.

Review von

"Kongo Bololo", der Kongo ist bitter. Dem mag man angesichts der Meldungen aus Zentralafrika sofort Glauben schenken. Sein Reichtum an Bodenschätzen hat dem Land nicht unbedingt Glück gebracht.

Von Ausbeutung, Korruption, Bürgerkrieg, Diktatur erzählen die Nachrichten. Gerade deswegen lohnt es sich, so das Credo bei Lopango Ya Banka, für seine Heimat die Stimme zu erheben. "Mpo Na Kongo", "Steh auf für den Kongo!"

Platten wie diese rufen einmal mehr ins Gedächtnis, dass Hip Hop nie aufgehört hat, eins zu sein: "The CNN of the black community". Wa Buza und Kollegen fordern lautstark eine bessere Zukunft für ihr Land. Wohl wissend, dass eine solche ohne solide Kenntnis der Vergangenheit schwer möglich ist, erteilen sie gleichzeitig eine harte Geschichtsstunde.

In atmosphärisch unterlegten Skits verbinden Ausschnitte aus Reden kongolesischer Persönlichkeiten die einzelnen Tracks. Patrice Lumumba, der 1961 ermordete Präsident, kommt hier ebenso zu Wort wie die im belgischen Exil lebende Ex-Präsidentschaftskandidatin Marie-Thérèse Landu oder der Bürgerrechtler Ne Muanda Nsemi.

"Vuvamu" sorgt mit Scratches, eingewebten Stimmfetzen und dumpfen Bässen für einen äußerst bedeutungsschwangeren Eindruck, den "Eyano" mit wuchtig hallenden Drums, Streichern und Claps weiter ausbaut. Perlende Klänge erhellen das Gesamtbild. Das gedrosselte Tempo verstärkt allerdings noch die Illusion nur mühsam im Zaum gehaltener Energie.

Die größtenteils von Wa Buza zu verantwortenden Instrumentals gestalten sich äußerst abwechslungsreich. In "Bifuku Mitamo" treffen fast schon fröhliche Gitarrenklänge auf traditionellen Gesang. Ähnliche Leichtigkeit zelebriert "Nzita". Die darüber geworfenen dunklen Raps bilden einen reizvollen Kontrast.

Gewagte Klang-Experimente fehlen zwar weitgehend, Langeweile bleibt dennoch nicht zu befürchten. Die melodiösen Grundlagen werden mit einer Vielzahl unterschiedlicher Details aufgepeppt. So trifft zum Beispiel in "Kamokie" ein hübsch eingesetztes Sample auf einen fast schon dubbigen Basslauf.

"Nazali Kolona Awa" verbindet scheppernd-schrappende Klänge und geradeaus gedroschene Drums mit Percussion, Flötentönen und unbeeindruckt darüber schreitenden Raps.

Dieselben werden, ebenso wie die umgetextete Nationalhymne "Loyembo La Lokumu", weitgehend auf Lingala verfasst, dessen ich bedauerlicherweise ebenso wenig mächtig bin wie den weiteren eingestreuten im Kongo gebräuchlichen Sprachen Tshiluba und Kikongo. Das Risiko des Verständnisverlusts gehen die MCs, die sich gleich einer gut eingespielten Sprint-Staffel Zeilen und Verse zuspielen, allerdings sichtlich gerne ein.

Eine Crew, die sich Lopango Ya Banka, "Grundstück der Ahnen", nennt, setzt in dieser Hinsicht besonders auf Traditionspflege. Man spricht Lingala und leistet so ein ausdrückliches Bekenntnis zu seinen Wurzeln. Schade, dass keine Übersetzungen beiliegen. Ich ließ mich jedoch belehren, dass es Dolmetscher extrem schwer gehabt hätten, da es sich bei Lingala um eine extrem blumige Sprache handele.

Seis drum, als exzellent rap-bar erweist sich das von Satzmelodie und Klangfarbe gelegentlich ans Französische erinnernde Idiom allemal. Die Fremdheit der Worte fällt im Gesamteindruck erstaunlich wenig ins Gewicht, transportieren Musik und Stimmen doch einen Großteil der trotz aller Widrigkeiten optimistischen Einstellung. Noch ist nicht alles verloren. Darum: "Mpo Na Kongo!"

Trackliste

  1. 1. Vuvamu
  2. 2. Eyano
  3. 3. Lumumba 1 Skit
  4. 4. Mpo Na Kongo
  5. 5. Mama Landu Skit
  6. 6. Bifuku Mitano ...
  7. 7. Ne Muanda Nsemi Skit
  8. 8. Nzita ...
  9. 9. Moto To Mbwa
  10. 10. Lumumba 2 Skit
  11. 11. Kongo Bololo
  12. 12. Loyembo La Lokumu
  13. 13. Ndule Ya Bakin
  14. 14. Na Ntango Ya Banoko Ba Bino! Skit
  15. 15. Mongingima
  16. 16. Kamokie
  17. 17. Nazali Kolona Awa
  18. 18. Nkusu/Atoli/Mangonlele

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