laut.de-Kritik
Die Ekstase des Rockopas: Ein Mittagsschläfchen
Review von Joachim GaugerEin guter Sänger ist er nicht. Wenn Lou Reed versucht, einen Ton zu treffen, ist das immer ein bisschen Glückssache: manchmal klappt's, manchmal nicht. Der sorgsam gepflegte Dilettantismus ist Teil der Inszenierung: Hört her, ich bin Lou Reed und singe, wie's mir passt. Und wie es zu den Lyrics passt, die auch auf "Ecstasy" wieder sehr eindrücklich geraten sind. Wenn er von unklaren Gefühlen und zerbrechlichen Erinnerungen erzählt, ist die Stimme rauh und tief, und die fragile, unsichere Intonation erzeugt genau die Authentizität, für die Lou Reed schon lange geliebt wird.
Perfektionismus ist eben das letzte, was der ehemalige Mastermind von Velvet Underground sich nachsagen lassen will, aber es gehört schon eine große Souveränität dazu, sich so verletzbar zu machen. Auch an der Gitarre zählt Reed nicht zu den großen Könnern. Nur selten schlägt er auf den Punkt, meist kommen seine Einsätze um ein Weniges zu spät. Soviel Zeit muß sein, da sind wir gerne unzeitgemäß. Hier wird keine Unebenheit glatt gebügelt, sondern mit meisterlicher Gelassenheit hinterher geschrammelt. Auf "Like A Possum", dem extremsten Stück der Platte, schreit Lou seine bitteren Lyrics in eine sich über 18 Minuten dahin schleppende Gitarren-Orgie hinein: Ist das Punk?
Eher doch äußerst lebendige und seelenvolle Rockmusik, zu deren Gelingen die famose Band einiges beiträgt. Lou Reed hat mit Mike Rathke an der Gitarre, dem Drummer Tony Smith und dem famosen Basser Fernando Saunders wieder langjährige Mitstreiter dabei. Auch die Bläsersektion agiert auf höchstem Niveau und als wäre das nicht genug, hat Lou Reed in seiner Lebensabschnittsbegleiterin Laurie Anderson (Violine) und Don Alias auch noch erstklassige Solisten engagiert.
Letzterer gibt "Ecstasy", einem von drei, vier wunderbaren Songkunstwerken des Albums, mit seinen schleppenden Percussions einen dermaßen lässigen Flow, dass sogar der scheinbare Widerspruch zwischen Titel und Titelbild sich verflüchtigt. Die Ekstase des Rockopas: Ein Mittagsschläfchen.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Statt rumzulästern, als könntet ihr dem Maestro auch nur ein Tröpfchen Wasser reichen, wäre es mal angebracht, was sachliches zu eruieren! Als da wäre z.B.: wann wurde diese herrliche Scheibe aufgenommen - wer spielt was etc, ihr Banausen!
wer lästert denn bitte? du Vogel
check ich grad auch nicht. Wer lästert denn hier?
ja da hätte Ulf doch sicher 5/5 gegeben
Meine persönlichen Lieblinge:
Modern Dance
Futur Farmers of America
Turnign Time Around
Baton Rouge
Big Sky