laut.de-Kritik

Klingt so der Weihnachtsmann?

Review von

Der in London lebende Franzose Louis Philippe, mit bürgerlichem Namen Philippe Auclair, ist derzeit nicht nur mit dieser Veröffentlichung am Start, auch ein Live-Album und "The Huddle House" stehen in den Läden. Letzteres ist ein geschmeidiges, vorwiegend mit zwei Akustikgitarren und Gesang eingespieltes Werk, dass er mit dem Ex-Young Marble Giant Stuart Moxham eingespielt hat.

"An Unknown Spring" tönt ebenso sanft, ist aber reichhaltiger instrumentiert und lässt sich musikalisch und atmosphärisch in die Nähe von Bands wie The High Llamas, den Walker Brothers oder The Divine Comedy rücken, wenn man Referenzen bemühen will.

Streicher, Piano, Pauken finden in den durchweg unaufgeregt symphonischen Kompositionen ebenso Platz wie Beach Boys-Chöre, Glockenspiele oder eine Mundharmonika.

Kurz: Wir haben es hier mit lieblichem, in Watte gepacktem Kammerpop eines Mannes zu tun, der seit mittlerweile 17 Alben seiner Vorstellung von cineastischen, verträumten Kompositionen frönt.

Und der regelmäßig ignoriert wird, weil er in kein kommerzielles Schema passt. Wohin denn auch mit einem, der der Klassik ebenso zugeneigt ist wie dem Pop?

Philippe umgarnt einen gleich auf dem langsamen "No Sun, No Sky At All" mit hoher Stimme zu perlendem Piano, Streichern und Glockenspiel. Pathetisch geht der Song über in "The Hill And The Valley", weiche Paukenschläge, eine gezupfte Gitarre und ein zuckersüßer Backgroundchor gesellen sich dazu. Das Tempo hebt nur unwesentlich an. Klingt so der Weihnachtsmann?

"Lights Were Dancing On The Ceiling" erinnert an Scott Walkers Album "3", kunstvoll arrangiert scheint es aus der Zeit gefallen zu sein. In "An Unknown Spring" wagt er sich vokal in hohe Tonlagen, zuerst begleitet von der Mundharmonika und dem Piano, bevor die Instrumentierung breiter wird.

Ein Hauch von Theatralik und dezentem Pathos schwingt immer mit. Und nie ein Refrain, der sich wiederholt, die Melodien fließen einfach harmonisch weiter und säuseln sich ins Ohr. Schläfrig gehts mit "Walking On Air", "Born Beautiful" und "When The Love Has Gone" weiter, Musik wie ein narkoleptischer Anfall.

Plötzlich schreckt in "Fallen Snow" ein wackeliger, artifiziell anmutender Bossa Nova-Groove auf, der eingängigen Strophe schließen sich Beach Boys-Gesangsharmonien an. Dann wieder annährende Stille, die sich Philippe in "Miss Lake" mit einer weiblichen Gesangsstimme teilt.

Keine Schwermut oder Euphorie, vielmehr zeichnet Ausgeglichenheit dieses merkwürdig in die Vergangenheit blickende Werk aus. Mit keiner Note trifft Louis Philippe den Zeitgeist, und mit keiner Note drängt er sich auf. Dennoch sollten einige Hörer zu finden sein, die das exzentrische "An Unknown Spring" als Einstimmung zum Tanztee zu schätzen wissen. Ich bin jedenfalls dabei.

Trackliste

  1. 1. No Sun, No Sky At All
  2. 2. The Hill And The Valley
  3. 3. Lights Were Dancing On The Ceiling
  4. 4. An Unknown Spring
  5. 5. House Of Sleep
  6. 6. Walking On Air
  7. 7. Born Beautiful
  8. 8. When The Love Has Gone
  9. 9. Fallen Snow
  10. 10. Toi, Le Coeur De La Rose
  11. 11. Miss Lake
  12. 12. I Didn't Like The Film
  13. 13. Liverpool
  14. 14. Wild-Eyed And Dishevelled

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