laut.de-Kritik
Hier trifft Metal auf Wahnsinn und Humor auf Melancholie.
Review von Emil DröllSeit zehn Jahren ist Richard Gamba Manager von Gojira. Jetzt kümmert er sich auch um Lucie Sue – eine Französin mit Haltung, Härte und einem Händchen für wilde Ideen. Auf "Battlestation" trifft Metal auf Wahnsinn, Humor auf Melancholie. Und das Ergebnis? Ist zwar nicht immer stilsicher, aber dafür um so spannender.
Der Einstieg mit "Battlestation" klingt wie ein freundlicher Gruß an Metallica: Ein Riff-Einstieg, wie es die Thrasher auf den neueren Alben gerne machen, sauber aufgebaut, schön druckvoll. Musikalisch kracht das ordentlich rein, aber gesanglich will es nicht ganz zünden. Es klingt eher, als hätte man eine psychedelische Vocalspur über ein lupenreines Metallica-Instrumental gelegt. Kann funktionieren – muss aber nicht. In diesem Fall bleibt der große Knall aus.
Mit ""Hush", little baby" knüpfen Lucie Sue und ihre Band, zumindest textlich, daran an. Es geht um eine alleinerziehende Mutter kurz vorm Nervenzusammenbruch. Der Track ist zweisprachig – Englisch und Deutsch – und das funktioniert überraschend gut. "Ride The Wired Wild Tiger", das im Intro an Airbourne erinnert, kommt laut, dreckig, riffverliebt – und dabei auch ein bisschen ironisch. "Es ist eine satirische Darstellung, die mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, über Bands, die einfach nur von anderen kopieren", sagt Lucie Sue selbst. Unterstützung bekommt die junge Band auf dem Track von Stachel (Steel Panther).
"Bela" startet als ruhige Ballade, in der Lucie Sues Stimme endlich mehr Raum bekommt – zart, verletzlich, schön. Leider driftet der Song später in unnötige Heavy-Gefilde ab. Schade, denn genau hier hätte ein bisschen Zurückhaltung mehr Eindruck gemacht.
"Burn Your Candles" bleibt eher auf der ruhigen Seite, "Bacha Boulou" fällt dagegen als klassischer Rock-Lückenfüller auf – solide, aber eben kein Highlight. Bei "I Will Shit Where You Sleep" funktioniert immerhin der Titel – der Song selbst bleibt blass. Und "Boring"? Leider wahr. 1:47 Minuten, die weder nerven noch in Erinnerung bleiben.
Dafür ist "Knud" ein echtes Highlight. Akustikgitarre, Streicher, dann ein kraftvoller Rocksong mit cleveren Stimmüberlagerungen und echtem Drama. Genauso überzeugend: "Reckless", das mit lebensbejahender Energie überrascht. Und "10 Minutes" bringt noch mal eine kurze, aber gefühlvolle Ballade ins Spiel.
Den Schluss macht "Counter Clockwise" – und das selbstbewusst. Der Track erinnert an Greta Van Fleets "Meeting The Master", lässt sich Zeit, atmet, wächst. Und beweist: Diese Band weiß, was sie tut – wenn sie will.
Lucie Sue liefern mit "Battlestation" ein Album, das sich aus der DNA gestandener Größen bedient – aber daraus etwas Eigenes formt. Nicht jeder Song sitzt perfekt, und gesanglich dürfte manchmal noch mehr Feingefühl her, oder auch mal weniger. Aber die Ideen stimmen, der Sound ist fett, und die Highlights machen Lust auf mehr. Ein starkes erstes Lebenszeichen.
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