Lycosia - " Apokalipstik"

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Geht es jedoch um die Covergestaltung von "Apokalipstik", kann man sich die Mühe gleich sparen. Lassen hier die Achtziger grüßen? De phallische Lipstick-Rakete auf der Rückseite der CD könnte auch aus Futurama stammen. Aber egal, an der Grafik soll man sich nicht aufhalten, es geht hier ja um die Musik.

Zuallererst macht sich bemerkbar, dass sich die Franzosen einen Dreck um Genregrenzen scheren. Gingen sie schon auf "Lycosia" abwechslungsreich zur Sache, treiben sie das auf der aktuellen Scheibe auf die Spitze. So pflügt sich die selbsternannte Glam-Goth-Deluxe-Combo aus Paris querbeet hüftschwingend durch verschiedene Stile des Dunkelheimer-Sounds und mündet in einer Art Elektro-Pop-Wave-Rock-Sound mit Goth'n'Roll samt einer portion Glam-Attitüde. Puh. Confused? Berechenbarkeit ist das Wort, das für "Apokalipstik" auf keinen Fall passt.

Auf wundersame Weise fällt diese Mischung nicht so negativ auf und klingt besser, als man vermuten könnte. Nach dem äußerst tanzbaren Opener "Last Splash" wenden sich die Pariser mit "All These Worlds" einem Cure-lastigen Sound zu, um danach mit "Hard Dressed Bitch" einen harten Elektro-Rock-Kracher vom Stapel zu lassen. Darauf folgt "Leftover" mit offensichtlichem Pop-Einschlag, ohne jedoch anbiedernd zu wirken. Mehr in die Punk-Ecke verschlägt es Lycosia mit "Kiss Me Hard", um später mit "Say Fuck Yeah!" einen Sound à la Nine Inch Nails auf den Dancefloor los zu lassen.

Melodiöser präsentieren sie sich mit dem Elektro-Pop-Song "Light Years", wonach tief dröhnende Riffs den Industrial-Track "Ymhae Epaka" einleiten. Bei "Don't Say A Word (Make Up Mix)" ist man am vermeintlichen Ende dieser Elektro-Reise durch Zeit und Raum angelangt. Vermeintlich. Denn der "Hidden Track" hat sich absolut gut versteckt, lässt aber die Frage aufkommen, ob er denn auch nötig war. Nach einigen kurzen, mit Gesang unterlegten Synthie-Sounds ist der Spaß auch schon vorbei. Den pinken Faden sucht man hier vergeblich. Wer ein gewisses Maß an Kontinuität schäzt, könnte sich hier die Finger verbrennen. Mit etwas Offenheit lässt sich mit dem apokalyptischen Lippenstift jedoch Spaß haben.