laut.de-Kritik
Laute Riffs und kritisch-konservative Texte.
Review von Giuliano BenassiLynyrd Skynyrd sind trotz aller Widrigkeiten nicht klein zu kriegen. Nachdem sie 2003 mit "Vicious Cycle" ein überzeugendes Studioalbum lieferten, schieben sie mit diesem "Lyve" aus Nashville, Tennessee eine Momentaufnahme ihres aktuellen Könnens nach. Was bedeutet: laute Riffs und kritisch-konservative Texte, aber auch Orgeln und weibliche Hintergrundstimmen.
"There are so many great Lynyrd Skynyrd songs ... when you think of thirty years, there are so many great ones. We're gonna get in as many as we can tonight", verspricht Frontmann Johnny Van Zant. Eine Ansage, die nur auf ersten Blick überheblich klingt - schließlich zeichnete sein verstorbener Bruder Ronnie für den Hauptteil des dargebotenen Materials verantwortlich.
Zwar bringt die zweite Skynyrd-Generation zu Beginn mit "That's How You Like It", "Pick'em Up" und "Red White & Blue" Auszüge ihres neuesten Albums ein, erwartungsgemäß sind es jedoch die alten Stücke, die für Begeisterung sorgen. "What's Your Name", "I Know A Little" und "That Smell" stammen aus "Street Survivors" (1977), dem letzten Album der Original-Lineup, die im selben Jahr mit ihrem Flugzeug in einen Sumpf krachte.
"Simple Man", "Tuesday's Gone" und "Mississippi Kid" waren schon auf ihrem Debüt "(pronounced leh-nerd skin-nerd)" (1973) zu hören. Das 74er-Stück "The Ballad Of Curtis Loew" sowie die 76er "Gimme Back My Bullets" und "Double Trouble" runden das Vintage-Angebot der ersten CD ab.
Ein Vorgehen, das sich ohne Änderung auf der zweiten fortsetzt. Bis auf das neue "The Way" als überraschendes vorletztes Stück ist hier eine feuerwerksähnliche Best Of-Show geboten. Nach "Call Me The Breeze" besteht sie aus einem mitreißend gespielten "Sweet Home Alabama" und der Feuerzeug-Ballade "Free Bird" zum Abschluss.
Von einem vereinzelten Patzer wie die Synthieorchester-Orgie "Tuesday's Gone" abgesehen, präsentieren sich Lynyrd Skynyrd 2003 als abgeklärte Liveband, die auch bei der zigtausendsten Interpretation ihrer alten Stücke Begeisterung herüber zu bringen vermag. Schade nur, dass sich Johnny Van Zant lediglich als Erbe seines Bruders Ronnie versteht und das eigene Material seit 1988 mit Ausnahme des aktuellsten verschmäht. Schade auch, dass die gleiche Aufnahme bereits als DVD erschienen ist und den Sinn der Ausgabe als Doppel-CD deutlich schmälert - zumal mit "Travelin' Man" ein Stück fehlt.
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