Porträt

laut.de-Biographie

Mabel

Über einen Brit Award noch vor dem ersten Album hätte sich Mabel McVey natürlich gefreut - um ihre Nominierung in der Kategorie 'British Breakthrough' 2019 macht sie großes Aufheben: "Sehr surreal! Denn ich war im Bereich 'Critic's Choice' schon im Vorjahr nominiert. Aber jetzt gehe ich den roten Teppich hinunter und sitze dort am Tisch in diesem gewaltigen Raum. Es ist crazy und fühlt sich irre an, was da passiert. Denn in meinem Kopf war 'Ich bring erst mal ein Album raus'. Es ist so eine coole Nominierung, weil so viele coole Leute diesen Award gewonnen haben". So beschreibt Mabel ihre Gefühle im Gespräch mit einem englischen Radiosender.

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Außerdem neu am Freitag: Alan Parsons, Interpol, Mabel, Ne-Yo, Christina Perri, Superorganism, Deaf Havana, Trail Of Dead etc.

Zu den coolen Leuten zählt Mabels Mutter Neneh Cherry als 'Best International Solo Artist' 1990. Auch Mabels Vater Cameron 'Booga Bear' McVey ergattert die Statue als Teil von Massive Attack und gewinnt 1996 als 'British Dance Act'. Mabel kommt im selben Jahr in Spanien zur Welt, wächst aber in genau jenem schwedischen Haus auf, das im Booklet von Nenehs CD "Homebrew" zu sehen ist. Nach dem Musikstudium in London wird die Stadt ihre Heimat.

Mabels Geschwister sind die 13 Jahre ältere Naima Smith aus Nenehs erster Ehe, Schauspielerin, Musikerin und Fotografin, der ebenfalls 1983 geborene Marlon Roudette aus Camerons vorheriger Beziehung (Mattafix und Co-Songwriter auf Mabels erster Platte) sowie Tyson McVey (geboren 1989), bekannt als Lolita Moon und gleichfalls Sängerin. In dieser Musikerfamilie erlebt Mabel im Alter von vier Jahren die Produktion des Sugababes-Albums "One Touch" mit - Papa Cameron leitet die Aufnahmen. Mit fünf fängt sie an zu singen und lernt früh Klavier.

Während die andere Schwester, Tyson, im Projekt cirKus mit Mama zusammenarbeitet, schließt Mabel dies aus: "Auch wenn meine Eltern je sehr beeindruckende Karrieren haben, möchte ich meine eigene und vor allem eigenständige Karriere haben. Wenn meine Eltern Ärzte wären, und ich Ärztin, dann würden ja auch nicht alle erwarten, dass wir zusammenarbeiten".

Ihr zweiter Song "My Boy My Town" 2015 behandelt die Situation in eine neue Stadt zu ziehen, was sie selbst oft erlebte, und sich dort zu verlieben. Auf einer anderen Ebene steckt noch mehr hinter den Zeilen: "Es geht darin um meine Beziehung zu London. Ich bin gerade wieder zurückgezogen und habe gemerkt, wie sich die Stadt verändert hat. London und ich waren beste Freunde, und als ich zurückkam, war alles anders. Ich dachte: 'Was? Du erinnerst dich nicht daran, was wir alles zusammen durchgemacht haben?' Aber nicht nur die Stadt, auch ich habe mich verändert. Um das zu verarbeiten, habe ich diesen Song geschrieben. Ich habe mich danach sehr befreit gefühlt, nur weil ich es ausgesprochen habe", schildert sie dem Mädchenmagazin Blonde.

Bereits Mabels vierter Song "Finders Keepers" mit dem fast gleichaltrigen Freestyle-Rapper Kojo Funds erreicht die britischen Top Ten. Mabel vernetzt sich mit Leuten in London, die sich an der Schnittstelle von Pop, Dancehall, Afrobeats und Hip Hop auskennen. Eine Szene, die das Vice-Magazin im März 2017 als "Afro Bashment" bezeichnet.

Der Begriff rekuriert auf junger Londoner mit karibischen und afrikanischen Wurzeln. 'Mixed race' - in London gibt sie sich anfangs aber als Latina aus. "Wenn ich gesagt habe, dass ich englisch bin, meinten sie: 'Du siehst nicht englisch aus', und wenn ich sagte, ich sei schwedisch, meinten sie: 'Du siehst definitiv nicht schwedisch aus'". In eine Schublade gesteckt zu werden, fällt Mabel schwer. Ihre Mutter Neneh bringt ihr bei, sich einfach als "schön" zu empfinden und nicht nach Hautfarbe zu urteilen.

Mabel - High Expectations Aktuelles Album
Mabel High Expectations
Neneh Cherrys Tochter fährt den Ego-Trip.

Auch ein anderer Schubladen-Begriff macht die Runde: "Afro Swing". Den Anfang dieser Musik verortet der 9Bills Blog Ende 2013, Anfang 2014 beim Song "Ringtone" von Timbo & Mover. Es erklingt eine von Grime-Sounds gefärbte düstere Stimmung mit Rap-Elementen und Dancehall-Beats. In diese Kerbe schlägt auch der 1998 geborene Not3s, der mit Mabel "Fine Line" und "My Lover" aufnimmt. Beide erreichen in England Platin-Status.

Das MP3-Mixtape "Ivy To Roses" erscheint im Herbst 2017, um einige Tracks erweitert im Januar 2019 bei Polydor. Die Neuauflage beginnt mit dem Titel "Don't Call Me Up". Der Song startet durch und kommt auf über 12 Millionen Radioeinsätze in den USA im ersten halben Jahr. "Als es darum ging, den Vertrag zu unterschreiben, war ich sehr besorgt. Ich bin jung, ich bin eine Frau und Universal ist diese riesige beängstigende Maschine. Klar hatte ich Angst, dass sie mich verschluckt", erzählt sie.

Mutter Neneh rät dennoch zum Vertrag, obwohl sie selbst immer einen Bogen um große Labels gemacht hat: "Ich hatte das Gefühl, dass ich das, was die dachten, wer ich war, nicht war." Mama ist sich jedoch sicher, dass sich Mabel durchsetzen kann. In die Musikindustrie bringt die Wahl-Londonerin zunächst eigenes Co-Songwriting mit, eine charismatische Stimme und das Gefühl, noch nicht erwachsen zu sein. Mabel hat zudem Musiktheorie und -produktion studiert.

Zuweilen erinnert sie auch an Aaliyah. Welches Album sie am meisten beeinflusst habe? Um keines der Eltern zu nennen, antwortet sie: Frank Ocean, "Channel Orange".

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