laut.de-Kritik

Die Maschinenpistole ballert, aber trifft nicht.

Review von

Dem äußeren Erscheinungsbild nach könnte Machine Gun Kelly auch der Frontmann einer Punk-Band sein. Schlaksig, oberkörperfrei und volltätowiert hüpft er auf den Bühnen der Welt herum und verbreitet Krawallstimmung. Passend dazu ist sein Rap kraftvoll und technisch-präzise – wie eine Maschinenpistole eben. Auf MGKs neuem Werk "Bloom" aber hört man von der wütenden Unangepasstheit nur noch wenig.

Klar, der Junge rappt nach wie vor sauber. Zum Beispiel auf dem Opener "The Gunner": Mit epochalen Chören und Schusswaffengeräuschen in der Hook unterstreicht der Rapper hier fulminant die Bedeutung seines Namens. Er setzt mit druckvollem Stimmeinsatz tadellose Reimketten auf den Takt, so dass stellenweise sogar Ähnlichkeiten mit einem Eminem auffallen.

Doch zeigt "Bloom" auch, dass Colson Baker eben kein Marshall Mathers ist. Denn Machine Gun Kelly nutzt seine makellose Raptechnik nicht etwa als Vehikel, um seine eigene musikalische Identität voranzutreiben. Viel eher probiert der MC verschiedenste aktuelle Einflüsse der Rapmusik an sich selbst aus, bleibt dabei jedoch oberflächlich und zeigt kaum eigene Inspiration.

Auf "Trap Paris" folgt Produzent Sonny Digital dem aktuellen Trend des Trap-Flöten-Beats, der spätestens seit Futures "Mask Off" die Beatbauer beeinflusst. Ein Feature mit Quavo darf da natürlich nicht fehlen. Schließlich holt sich heutzutage jeder Künstler, der etwas auf sich hält, einen von Migos auf die Platte – siehe Katy Perry. Bis auf einige nette Flowspielereien kommt MGK zwar nicht über das standardmäßige Abfeiern des eigenen Lebensstils hinaus, ein spaßiger Banger ist der Song dennoch.

Weniger Spaß machen die Tracks, die so klingen, als wären sie geradezu für das Radio produziert worden – namentlich "At My Best" und "Bad Things". Beide Lieder sind mit gleichförmigen Ohrwurm-Refrains weiblicher Sängerinnen ausgestattet. In den Strophen arbeitet MGK allerlei Themen zwischen Herzschmerz, Beziehungsunfähigkeit und Kopf-Hoch-Floskeln ab. Den bühnenabreißenden Punker merkt man Baker hier an keiner Stelle mehr an.

"Go For Broke" schlägt in eine ähnliche Kerbe. Abwechslungshalber singt hier keine Frau, sondern der X-Factor-Gewinner James Arthur die Hook. Ansonsten aber sorgt Machine Gun Kelly mit seiner klischeehaften Beschreibung vom Auf und Ab des Lebens gleichfalls für eine dahinplätschernde Pop-Produktion.

Im krasse Gegensatz dazu steht das Album-Highlight "Can't Walk". Auf einem düstere Synthieteppich breitet der Rapper hier in schwerfälliger Stimmlage seine eigene Kaputtheit aus – eine Rauscherfahrung in Audioform: "I been fucked up for the last two days straight."

Auf derartige Soundexperimente hätte Machine Gun Kelly vermehrt setzen sollen. Stattdessen aber verliert er sich zwischen flachem Radio-Pop und trendgetriebenem Rap in der Mittelmäßigkeit. Es fehlt vor allem an textlicher Vielfalt und einer Identität, die Colson Baker vom Sprechgesangsallerlei abheben könnte. Die Maschinenpistole ballert zwar nach wie vor mit hoher Feuerkraft, verfehlt jedoch nur allzu häufig das Ziel.

Trackliste

  1. 1. The Gunner
  2. 2. Wake + Bake
  3. 3. Go for Broke
  4. 4. At My Best
  5. 5. Kiss the Sky
  6. 6. Golden God
  7. 7. Trap Paris
  8. 8. Moonwalkers
  9. 9. Can't Walk
  10. 10. Bad Things
  11. 11. Rehab
  12. 12. Let You Go
  13. 13. 27

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6 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Wir erleben hier gerade die Entstehung eines neuen Musikalischen Genres: Sleep Hop!

    Man sollte auf dem Album "Approved by Morpheus - Narcotical Content" vermerken

    selten sowas einschläferndes gehört

  • Vor 7 Jahren

    Der Typ ist einfach so corny. Er versucht so hart, das Image des Klichee-Rockstars zu erfüllen. Bin hammer enttäuscht von ihm, hab nicht mal das Album zu Ende gehört. Seit dem Fuck It Mixtape von 2015 geht alles irgendwie den Bach runter. Es versucht mit seinen Kollaborationen und seinem neuen Image als Stylo-Hipster einfach nur den Mainstream zu entern. Seine neuen Songs sind alle so schlecht, dass ich kotzen könnte. Wie kann man sich so ernst nehmen und so hart versuchen jmd. zu sein, der man nicht ist?! Wo ist der bodenständige Clevelander geblieben, der einfach mal impulsiv n freestyle raushaut?! Zurzeit erfüllt er einfach nur das Bild eines dämlichen 0815-whitetrash-Möchtergern-Teenieschwarm-americandream-billboardcharts-Idioten, der nur Kohle scheffeln und "cool bei den Kids" sein will... Der Typ hat so viel Potential ey... kann man sich nur an Kopf packen.

  • Vor 7 Jahren

    Ach ja: Warum zum Teufel singt er? Noch nie sowas grausames gehört.

  • Vor 7 Jahren

    ich glaube ich werd jetzt auch Rapper. Was der Typ da zusammen schustert krieg ich auch hin:

    I grab you by the balls
    smash you against the walls
    I feed you to the trolls

    my ding dong is bigger than king kong

    I spit you in the face
    You are a damn disgrace
    you cant Keep up my pace

    my ding dong is bigger than king kong

    I kick you to the ground
    bite you like a hound
    you hear the shotgun Sound?

    my ding dong is bigger than king kong

    I am the best
    better then all the rest
    the biggest eagle in the nest
    deadlier then the Pest
    feared from east to west
    the Stone on your chest
    the F on your test
    I am like Karies for Dr. Best

    Yo!

    Yeah!

    :D

  • Vor 7 Jahren

    99% der weißen US-Rapper rappen seit Mike Shinoda ident: Gleicher flow, gleicher Takt, gleiche Betonung.