laut.de-Kritik

"Pool" als versöhnliches Ende einer langjährigen Reise.

Review von

Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass Maeckes sein zweites Studioalbum "Tilt" veröffentlichte. Die dazwischenliegende Zeit verbrachte er mit Solo-Touren (mal mit Gitarre, mal mit Liveband), Orsons-Alben, einer Schauspielrolle im ZDF und damit, die eigene Songwriting- und Videoregisseurkarriere ausbauen. Doch irgendwo zwischen diversen Projekten fand sich auch die Zeit für ein weiteres Studioalbum. Angekündigt und konsquent begleitet durch seine sogenannten "Exclusives", kurzen politischen Raptracks, erscheint nun also das dritte Studioalbum von Maeckes: "Pool".

Was 2016 noch nicht bekannt war: Hinter den beiden Solo-Alben "Kids" und "Tilt" steckt eine Triologie, die nun vollendet wird - im Übrigen auch an den aufeinander aufbauenden Albencovern der drei Longplayer zu erahnen. Mit zehn Songs und einem Skit beendet "Pool" eine Reise, die sich durch drei verschiedene Stadien des eigenen Lebens und Reifungsprozesses zieht. Oder viel eher, das Leben von Maeckes.

Um das einmal Revue passieren zu lassen, ein kleiner Rückblick: 2010 veröffentlichte Maeckes das erste Studioalbum "Kids", das mit seinem dystopischen, teils elektronischen Sound sowie der Thematisierung von unberührter Kindheit und der im Kontrast stehenden Depression gerade nur so dazu einlädt, aus diesen Emotionen mehr als nur ein Album zu machen. 2016 folgte "Tilt" - vom Sound aufgeweckter, inhaltlich stellenweise optimistischer und erwachsener, aber eben immernoch in der Vergangenheit verhaftet und mit den alten Wunden kämpfend. "Pool" hingegen markiert das Ankommen, die Versöhnung mit dem Ich und der Vergangenheit. Alte Wunden werden verschlossen, neuen Liebesgeschichten endlich Platz geboten. Mit klaren Worten und versöhnlicher Stimme scheint Maeckes dieses Mal eine Art Frieden mit sich selbst und allem, was zuvor war, gefunden zu haben.

Nicht erst seit gestern lässt sich bei Maeckes' Musik die Frage nach dem Genre diskutieren. Den Rap-Fans ist es zu poppig, zu schnulzig, zu gesangslastig. Für die Pop-Fans auf der Suche nach entspannten, leichten Melodien häufig zu verkopft und kompliziert gedacht. "Pool" beantwortet diese Frage nicht, verkompliziert sie sogar eher noch. Aber das ist gut so, denn gerade die unterschiedlichen musikalischen Referenzen und Genreannäherungen sind es, die "Pool" seine Geschlossenheit und seinen roten Faden verleihen. Dreampop-Lovesongs ("Swimmingpoolaugen" und "70's-Softporn-ÄsthetikenTrio-Samples ("Stoik & Grandezza") oder einem allen andere als sensiblen Indie-Punk-inspiriertem "Zu Sensibel".

Doch wie bereits erläutert, fungiert "Pool" vor allen Dingen als ein Ende. Ein harmonischer Abschluss, bei dem alle irgendwie glücklich nicken können. So stellt "Pik" etwa nicht nur mit seinem Titel die Fortsetzung des Songs "Kreuz" von 2016 dar, sondern knüpft auch inhaltlich an bereits erzählte Geschichten an. "Mauern" beinhaltet dieselben klickenden Kassetten-Sounds, die wir bereits von "Tilt" kennen und auch Motive wie japanische Gespräche ("世の終わ") sowie Vulkan- und Gletschermetaphern ("Calippo Vivaldi") dürften Maeckes-Fans bereits bekannt vorkommen. Die Liebe steckt wortwörtlich im Detail. Bereits wenn auf dem ersten Song "Mauern" die Produktion der Dynamik des Openers von "Tilt" ähnelt und sich der Drop zur Hook nach gleichen Mustern aufbaut, wird deutlich: Auf Pool ist alles dort, wo es sein soll.

Dass das Album auf den ersten Blick womöglich in sich nicht schlüssig wirkt, wird durch die Stringenz, die zwischen den Alben herrscht, ausgeglichen. "Pool" erzählt keine eigene, neue Geschichte, sondern es beendet all die Geschichten, die Maeckes uns in den vergangenen Jahren aufgetischt und nie zu Ende erzählt halt. Hier und da endlich wieder ein bisschen verliebt sein ("Calippo Vivaldi"), über One Night Stands und daraus resultierendes Chaos philosophieren ("Stoik & Grandezza") oder sich einfach noch einmal der Tatsache annehmen, wie die Menschen dazu neigen, sich das Leben einfach zu reden ("1234") - thematisch eine Rundumfahrt, die aber überzeugt, sowohl musikalisch als auch konzeptuell. "Pool" ist ein Album über das Ankommen, und das ist eben nicht linear und zusammenhängend, sondern geprägt von all jenen Gedanken, die irgendwann abgeschlossen werden wollen. Einen faireren Abschluss hätte man sich für diese Trilogie wohl kaum wünschen können. In diesem Sinne: Danke für Kids-Tilt-Pool.

Trackliste

  1. 1. Mauern
  2. 2. Stoik & Grandezza
  3. 3. 1234
  4. 4. Emilia
  5. 5. Wie Es Die Maschinen Tun
  6. 6. Swimmingpoolaugen
  7. 7. Zu Sensibel
  8. 8. Am Pool
  9. 9. Pik
  10. 10. 世の終わり
  11. 11. Calippo Vivaldi

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