laut.de-Kritik
Geld, Muckis, Autos und Possierlichkeiten.
Review von Anastasia HartleibZum Auftakt seines vierten Solo-Albums "Frontal" spuckt Majoe erstmal ins Mikro. Wortwörtlich: "Pfu", fledert es über den ziemlich beliebigen Trap-Beat des Openers. Es lässt so schon erahnen, dass "Frontal" mit einer ähnlichen ungewollten Situationskomik brilliert wie "Auge Des Tigers", auf dem aus dem englischen Wort für Postleitzahl einfach mal der "Barcode" wurde.
Da das dem überwiegenden Teil der Banger-Fanschaft sowieso egal zu sein scheint, kann Majoe auch unverhohlen gleich im ersten Track seines neuen Albums zugeben: "Jeder Schritt ist geplant." Wer also tatsächlich nach ehrlichen, musikalischen und lyrischen Ergüssen sucht, sollte spätestens hier aufhören zu lesen.
Dabei lässt sich Majoe noch nicht einmal unbedingt Unehrlichkeit vorwerfen. Die tägliche Bizeps-Wichserei auf Geldscheine, das gockelhafte Herumspazieren und Aufplustern, sobald eine weibliche Artgenossin in der Nähe ist: Das alles verkörpert er glaubhaft. Was die "Problemchen", mit denen er sich herumschlagen muss, um so amüsanter macht. Die Vorstellung von einem bis zur Unkenntlichkeit seines Oberkörpers aufgepumpten Bürsten-Kopf, der tatsächlich nichts Wichtigeres zu sagen hat als "Warum regnet es denn grad / meine Treter werden nass" und der deswegen einen "Flug" braucht, ist an schlechten Tagen einfach Gold wert.
"Frontal" bietet keinerlei musikalische Originalität, die sauber produzierten Beats bewegen sich nur zwischen Trap-Geballer und Latino-Tropical-Pop-Gedöns. Inhaltlich steckte ja schon der Künstlername den Rahmen sehr eng ab. Und, Überraschung! Mehr als Geld, Muckis, Autos und Possierlichkeiten gibt es auch nicht zu hören. Wie bereits vor einem Jahr vermisst Majoe noch immer seine Ex, macht immer noch einen auf "Banger" und schwört auf seine "Ghetto"-Vergangenheit und "Tony Montana".
Einzig verwunderlich: Mit größeren Provokationen und Aufrufen zur Gewalt gegen Frauen hält sich der Duisburger diesmal zurück. Bis auf einige wenige (leider immer noch alltägliche) Bitches-Lines, gibt Majoe dahingehend den zahmen Stubentiger. Könnte es tatsächlich sein, dass er nach dem Totalausfall mit Kurdo im vergangenen Jahr, den MeToo-Debatten und dem Echo-Debakel seiner Kumpels von Warner eins auf den gestoppelten Deckel bekommen hat? Vermutlich eher nicht. Warum Majoe auf "Frontal" nicht eine einzige derartige Line fallen lässt, wäre trotzdem interessant zu wissen. Zu begrüßen ist es allemal.
Abgesehen von der Beliebigkeit der siebzehn Songs, gerät Majoes viertes Solo-Album relativ kurzweilig. Das liegt zum einen an der "Kürze" der Songs, zum anderen aber auch daran, dass er mit seinen ungewollt komödiantischen Lines für herzhafte Lacher sorgt. "Ich spiel' zwar nicht Fußball von Beruf, aber meine Knarre macht schuuut" legt er in "Shoot" vor.
Feature-Gast KC Rebell steigt im nächsten Track mit ein und droppt dieses Goldstück: "Deine Rap-Skills sind 0815 / Dein Kuseng ist ein Opfer." In "Badr Hari" fickt Majoe als "Baaaaad Boooooy" den "Bachelor, bis er Rosenblätter scheißt" und macht für den nächstbesten "Booty" einen Spagat, wenn er schulterbreit stehen muss. Kein Wunder, wer die Beine nie trainiert, kann auf Streichhölzern auch irgendwann die Ballon-Masse in den Schultern nicht mehr halten.
So geht es über siebzehn Tracks ziemlich lustig zu, ehe er sich wünscht, noch einmal "Kind Sein" zu dürfen. Während manch einer sich vielleicht fragt, ob Majoe denn jemals aufgehört hat, Kind zu sein, hier noch eine gewagte Überlegung: Könnte es der Duisburger eventuell irgendwann wirklich zu Legendenstatus schaffen? Fler hat in der Kategorie "ungewollt komisch" erheblich nachgelassen. Vielleicht, aber nur vielleicht, könnte Majoe dem maskulinsten aller Süd-Berliner auf den Thron folgen, wenn er noch ein, zwei Alben dieser Art aufnimmt. Bis es soweit ist, bekommt er aber auf jeden Fall das letzte Wort: "Ich komm' oberkörperfrei und bedroh' die Polizei!"
8 Kommentare mit 5 Antworten
5/5 Perfektes Deutschrap-Album. Nur dass keine Frauen erniedrigt werden finde ich scheisse.
Ich muss zugeben, bei den D-Rap-Sachen, die ich mir im letzten halben Jahr so gegönnt habe (PWG, Gzuz, der Bra und das neueste Bubu-Album), könnte nicht mal ein Majoe bedeutend an der Messlatte rütteln
Die misogynen Lines waren eigentlich das Einzige Unterhaltsame an dem letzten Album.
Größe: 1,75 m. Richtiger Ochse.
Bin auch nicht viel größer, andererseits behaupte ich auch nicht, ein Ochse zu sein.
Zumindest hat er die Serie "Breiter als x Türsteher" nicht weitergeführt. Spätestens ab dem zweistelligen Bereich wäre es irgendwie wieder skurril-lustig geworden.
Der ist ja auch nicht breiter als der typische Rausschmeißer. Der ist vllt breiter als der duale Student, der im Sicherheitsbereich jobbt. Aber das wäre ein scheiß Albumtitel gewesen.
es gab nichtmal ne promophase?
Farid hat keine Hoffnung mehr
Ach Majoe.
Narzistisches Egogelaber, keine Bewertung da Genre Fremd
Stammelprolet #587