laut.de-Kritik
"Queen of Reggae" erstaunt auch nach 40 Jahren im Biz.
Review von Tobias KrausSchaut man sich die Populär-Musiklandschaft unserer Tage an, sieht man allzuviele Stars und Sternchen im Fünf-Minutentakt kommen und gehen. Wie angenehm, wenn man dann den neuen Tonträger einer Frau in den Händen hält, die gerade ihren 40. Geburtstag im Music-Biz feiern durfte. Natürlich sagt das noch herzlich wenig über die Güte des Tonträgers aus, es ringt einem dennoch eine gehörige Portion Respekt ab.
Es erstaunt schon ein wenig, wie unverschlissen sich Marcia Griffiths, die ihre Karriere in den Sechzigern bei Studio One startete, noch heute präsentiert. Folgerichtig trägt die mittlerweile in Florida ansässige Jamaikanerin den Titel "Queen of Reggae". Ohne Umschweife belegt der Opener "My Heartbeat", dass sie noch in der Lage ist, saubere Reggaeschieber auszupacken. Gleiches gilt für "Back In The Days". Auf dem Remake des Top Ten/Peanut-Vendor-Riddims preist sie die guten alten Zeiten: "King Stitt used to mash it, U Roy used to rock it, Big Youth always a flash it, Brigadier Jerry always used to cork it, and everyone feeling happy!" Ganz offensichtlich gute Zeiten, die alten Zeiten.
Im ersten Teil des Albums bewegt sich Marcia zielsicher und routiniert weitgehend auf Roots- und Popreggae-Pfaden. In diesem Kontext glänzt das schmelzige Duett "Focusing Time" mit Loversrock-Großmeister Berres Hammond ganz besonders. Den musikalischen "Roten Teppich", auf dem Griffiths easy dahingleiten kann, haben ihr Hopeton Lindo und Syl Gordon aus dem Cell Block Studio passend zurechtgerückt. Transparenter und runder Sound allemal, manchmal aber fast schon zu geschliffen und poliert.
Im zweiten Abschnitt des Rundlings zieht das Tempo an. Folglich kommen hier auch die Herren Shaggy und Cutty Ranks als Combination-Partner ins Spiel. Und hier finden sich, wenn's an die flotten, dancehallesken Stücke geht, auch die besseren Tunes. Dennoch tummeln sich dort auch ein paar schwächere Songs, die an den guten einfach zu sehr abperlen und die Suppe verwässern.
"Shining Time" endet mit dem Bob Marley-Cover "Crazy Baldhead". Häufig finden Reggae-Artists sowas ja klasse, weil ihnen nichts besseres einfällt. In dem Fall stellt sich das oft recht dröge und doof dar. Aber als ehemaliges Mitglied der Marleyschen Backing-Group I-Threes darf man das natürlich und so findet Marcias Album-Rückkehr einen runden Abschluss.
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