laut.de-Kritik
Das E-Funkelium nach Marcus.
Review von Ulf KubankeDas Leben ist kein langer ruhiger Fluss. Jedenfalls nicht für den weltweit signifikantesten E-Basser Marcus Miller. Nach seinem ebenso umjubelten wie erfolgreichen Weltmusik-Ausflug "Afrodeezia" folgt die Rückverwandlung zum Zitteraal of Viersaiting. "Laid Black" ist die Verkündung des E-Funkeliums nach Marcus: Ein echtes Brett von Bebop bis Hip Hop.
Konzeptionell vollzieht Miller hier eine Drehung um 180 Grad. War das vorherige Album eine Reise in die eigene Vergangenheit, die ihn über die Sklavenrouten zur Musik seiner Ahnen führte, betritt er mit "Laid Black" wieder die Straße zur Gegenwart. Und auf diesem Highway ist wahrlich die Hölle los. Knallender Funk mischt sich im glutheißen Schmelztiegel mit R&B, Jazz, Hip Hop oder Trap. Die Wundertüte gibt sich fast ganz und gar dem Groove hin, schlendert dabei gleichwohl so laid back und in sich ruhend daher, wie es der Albumtitel suggeriert. Anspieltipp hierzu der zwischen Tradition und Moderne pendelnde Opener "Trip Trap".
Miller besitzt seit jeher ein integratives Talent zum Teamplayer. Nicht umsonst glänzte er bereits in den 80ern an der Seite von Miles Davis als dessen Mädchen für alles. Miller komponierte, arrangierte und war die ordnende Hand bei Großtaten wie "Tutu" oder "Amandla". Daher erhalten auch die Gäste Trombone Shorty, Jonathan Butler und die belgische Sängerin Selah Sue hier viel Entfaltungsraum und begegnen dem New Yorker auf Augenhöhe.
Daraus entsteht mal ein toller Sommergroove wie "7-T's" (mit Trombone Shorty) oder die Song gewordene Strandpromenade "No Limit". Einzig beim Evergreen "Que Sera Sera" verheben sich die Beteiligten. Der viel zu dominante Chor schlägt wie eine Machete zu und zerhackt den Gesang Selah Sues. Hinzu tritt Millers staubtrocken angeschlagener Bass, der so gar nicht zum sumpfigen Plüschsoul-Arrangement passt. Klingt im Ergebnis eher verwirrt als mitreißend. Zum Glück bleibt dies der einzige Ausrutscher auf einer ansonsten nahezu perfekten Urlaubsplatte.
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