laut.de-Kritik

Fettes Blech aus den Sümpfen Mannheims.

Review von

Mit wabbernder Orgel, gesampelten Stimmen und Scratches eröffnet "Supersmell". Zum Glück dauert der Spuk nur zwanzig Sekunden, dann werden Mardi Gras.BB dem BB (Brass Band) in ihrem Namen wieder gerecht, dann pauken und trompeten sie wieder drauf los, dass es eine Lust ist.

Gegen Ende des Openers "Psychoflute" greift ein stark verzerrtes Sample das Thema noch einmal auf, überhaupt haben die zehn Mannheimer für ihren zweiten Longplayer "Supersmell" die Steckdose nicht so fest verstöpselt, wie noch beim Debut "Alligatorsoup". Wo früher Bläser und Trommeln allein regierten, ist nun auch Platz für Stromverbraucher. Neu im Line Up tauchen auf: ein gewisser Matthias 'Maze' Leber (Orgel, Piano), Klaus Kieselbach (Marimbaphon) und auch DJ Mahmuts Rolle hat an Bedeutung gewonnen.

Weniger Voodoo, mehr Groove heißt das Credo, denn "Groove ist wichtig für das Wachstum". Das Debut erntete reichlich Kritikerlob, nun darf ein wenig auf den Markt geschielt werden. Die neuen Instrumente und Samples füllen das Klangbild und dank dem verstärkten Einsatz der kratzigen Whiskey-Stimme von Sänger und Mastermind Jochen Wenz distanziert sich "Supersmell" deutlich von der gefährlichen Jazznische.

So viel zu den Neuerungen. Unverändert im Vergleich zu "Alligatorsoup" ist die rhythmische Vielfalt zwischen Afrocuban, New Orleans, Shuffle, Swing und Funk sowie die enorme Spielfreude, die jeden, der hören kann, in Begeisterung versetzen sollte. In der Tradition der Marching Bands versehen Mardi Gras.BB melancholische Beerdigungsmärsche mit dem Enthusiasmus der Überlebenden, Reverend Krug kultiviert mit seinem Sousaphon (einer überdimensionalen Tuba) den fröhlichen "Second-Line Groove", mit dem die Trauergäste in der zweiten Reihe die Erleichterung darüber feiern, dass der Verstorbene jetzt endlich erlöst ist.

Erleichterung auch beim Mardi Gras.BB-Fan: Schön, dass die Annäherung an den Mainstream so behutsam ausgefallen ist, dass die soundtechnisch perfekte Produktion den Spielspaß nicht erstickt hat, dass Mardi Grass.BB mit "Supersmell" wieder absolut fettes Blech am Start haben.

Trackliste

  1. 1. Psychoflute
  2. 2. Tijuana 65
  3. 3. Dreamtime in Memphis
  4. 4. Erotic City
  5. 5. Baby Elephant Walk
  6. 6. The Cape and the Crown
  7. 7. One More Try
  8. 8. Under Control
  9. 9. No 9
  10. 10. Meeting Isaac
  11. 11. Glass Tiger
  12. 12. Riders on the Storm
  13. 13. Draw me something
  14. 14. Sphincterludi
  15. 15. Let it shine

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