Maria Kannegaard Trio - " Breaking The Surface"

Die Jazzredaktion meldet sich mit einem echten Knüller zurück. Maria Kannegaard hat mit Act ein Label gefunden, dessen Künstler sich hörbar wohl fühlen. Hervorragende Veröffentlichungen (die von Bugge Wesseltoft und Sidsel Endresen als Tipp) sorgen für einen seriösen und vor allem innovativen Ruf.

"Breaking the surface" betitelt die norwegische Nachwuchspianistin ihr Debutalbum unter eigenem Namen. Nachdem sie ausreichend Erfahrung als Sidewomen (Alibi, Tingeling) sammeln konnte, ist es nun an der Zeit, sich zu zeigen. Mit ihrem ideenreichen und komplexen Spiel durchbricht Maria K. die etwas angestaubte Oberfläche der klassischen Jazz-Trio-Besetzung.

Ähnlich innovativ wie beim Esbjörn Svensson Trio fesseln die Stücke schon beim Thema, der wirkliche Kick aber sind die Improvisationen. Das weite Feld des freien Spiels besitzt also noch ungepflügte Äcker. Lange Zeit galten die Grenzen ja als ausgelotet. In den letzten Jahren aber haben sich die Jungen aufgemacht, den komischen Geruch zu entfernen. Brad Mehldau, Jens Thomas, Esbjörn Svensson, Cornelius Claudio Kreusch und Maria Kannegaard kümmern sich zusammen mit den ungenannten Anderen um die Erneuerung des Genres. Nicht die Grenzen neu auszuloten, sondern sich gekonnt in ihnen zu bewegen, ist die Herausforderung, der sich auch das Maria Kanngegaard Trio stellt. (Das Rad neu zu erfinden hat sich irgendwie auch echt erledigt.)

"Spielen" mit allem, was (un-)erlaubt ist und gefällt, ist die Devise, ein perfektes Handwerkszeug die Voraussetzung. Der Ideenreichtum, mit dem diese Künstler ihre unerhörten Gedanken in Töne umwandeln, ist berauschend. Immer wieder werde ich von rhythmischen Einfällen überrascht, von Melodien entführt. Einzelne Titel hervorzuheben erübrigt sich im Angesicht einer überzeugenden Gesamtleistung. Schlusswort? Ob sie begleitet oder soliert, Maria Kannegaard spielt so ein rattenscharfes Piano, keine Gnade deshalb für Wynton Marsalis.