laut.de-Kritik
Sie nimmt dich in den Arm, doch sie tröstet dich nicht.
Review von Vicky ButscherWürde ich es mir einfach machen, ich könnte Maria Taylors Solo-Debüt in zwei Sätzen beschreiben: Ich würde feststellen, dass es kaum einen Unterschied macht, ob diese wundervolle Dame mit Oreanda Fink unter dem Namen Azure Ray Musik macht oder alleine. Sie spiele eben auch auf Solo-Pfaden elektronisch angehauchten Indie-Folk, der seinen Platz vornehmlich auf der sonnenabgewandten Seite findet.
"11:11" so flüchtig abzuhaken, würde der Platte allerdings kaum gerecht. Schon der Einstieg mit dem elektronischen Intro und später das mit harter, knarzender Elektronik und gebrochenen Beats gespickte "One For The Shareholder" zeigen, dass Maria sehr wohl Weiterentwicklung anstrebt. Auch wenn die Grundelemente exakt dieselben bleiben wie bei ihrem Hauptprojekt. Gerade die gehauchte, manchmal luftige und doch oft auch gedrückte, düstere Stimmung verbreitende Stimme Marias macht es unmöglich, dem Vergleich auszuweichen.
Die Vocals sind eigen und unverkennbar, sie machen einen Großteil des Charmes der Songs aus. Nicht anmaßend und laut, eher wie ein schüchternes Mäuschen klingt Marias Organ. Und doch stellt es den Rest des Songs geschickt in den Hintergrund. Die Instrumente tragen die Stimme, was "Not A Lovesong" exemplarisch zeigt. Die Instrumente bilden das Gerüst für die Stücke, spielen sich immer wieder in den Vordergrund, lassen den Vocals jedoch immer den Vortritt.
Mag einem die bedrückte Stimmung vieler Songs vorkommen wie eine Vergewaltigung der aufkeimenden Frühlingsgefühle, so erkennt man doch bald, was man an der Geborgenheit hat, die die Songs versprühen. Auch solo nimmt Maria Taylor den Hörer mir ihren Songs in den Arm, um ihn zu trösten. Maria will die Menschen nicht aufheitern. Viel mehr nehmen ihre Stücke den Hörer an die Hand, fordern ihn auf, ihrer Stimmung zu folgen und sich darin wohl zu fühlen.
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