laut.de-Kritik

Die Azure Ray-Sängerin legt ihre Seele schonungslos offen.

Review von

Wohl kaum eine Band verkörpert musikalische Magie so wie Azure Ray. Die fast schon programmatisch entrückte Musik der Damen Fink und Taylor malt Bilder wie sie kaum eine andere Gruppe. Ähnliches gilt für den Solo-Output. Maria Taylor ist bereits bei Album Nummer Zwei angelangt. Der melancholisch-hoffnungsvolle Opener "A Good Start" kündet davon, dass sich zumindest musikalisch erst mal nichts geändert hat.

Elektrisch geht es los, mit fluffigen Keyboardsounds. "Clean Getaway" geht ins andere Extrem. Nur Taylor und eine akustische Gitarre, im Hintergrund ein paar unaufdringliche "Uuuhs". Die subtile Melancholie, die auch schon die Songs Azure Rays oder die des Solodebüts "11:11" auszeichnete, wird hier wieder greifbar: "I made my place by the door,
I didn't know what I was waiting for." Verlust, Einsamkeit, Verlangen. Die großen, alten Themen der zerbrochenen Liebe.

Im Sound, gewohnt leisetreterisch, fast zerbrechlich, zeigt sich doch immer wieder die Liebe zum Detail wie bei den knisternden Beats und dem gesprochenen Part von "Irish Goodbye". Oder wenn Now It's Overhead-Frontmann Andy LeMaster in "Smile And Wave" ein beatleskes Mellotron schwurbelt.

"No Stars" strahlt auf einmal eine trügerische Stärke aus, denn die Sängerin ist schwach: "I saw the devil in a dream, He wore faded jeans, and was smiling, He promised every living thing to me." Sie verliebt sich in den Mann (Conor Oberst?), der Konfetti auf ihre verzweifelte Seele regnen lässt, aber sie kann ihn nicht loslassen: "And I just can't wait for tomorrow, Cause I will let go."

Diese Verletzlichkeit zieht sich durch das ganze Album. Maria Taylor kehrt ihr Innerstes nach außen, ein Album als Therapie. "And you will stay, But just a small part of me believes this," heißt es in "Small Part Of Me"; jeder war schon mal an diesem Punkt, und man fühlt mit ihr. Beziehungsängste werden nicht umgangen, sondern singend zelebriert. Seine Seele so schonungslos offen zu legen, muss man sich erst mal trauen.

Trackliste

  1. 1. A Good Start
  2. 2. Clean Getaway
  3. 3. Smile And Wave
  4. 4. No Stars
  5. 5. Replay
  6. 6. Small Part Of Me
  7. 7. Irish Goodbye
  8. 8. My Own Fault
  9. 9. The Ballad Of Sean Foley
  10. 10. Lost Time
  11. 11. Lynn Teeter Flower

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Maria Taylor

Michal Stipe und Mike Mills von R.E.M. gehören zu ihren guten Freunden. Das Indie-Label Saddle-Creek buhlte darum, ihre Band unter Vertrag zu nehmen.

3 Kommentare