laut.de-Kritik
Üppiger Rückblick mit drei neuen Stücken.
Review von Giuliano BenassiEnde der 1990er Jahre versuchte sich Mariza als Soul- und Jazzsängerin. Eher durch Zufall entdeckte sie ihre frühe Liebe wieder, jenen Fado, der als portugiesische Volksmusik ein etwas angestaubtes Image genoss. 2000 sang sie bei einem Tribute-Konzert der verstorbenen Fado-Größe Amália Rodrigues und erzielte einen so großen Zuspruch, dass sie 2001 mit "Fado Em Mim" ein Album folgen ließ. Allein im Heimatland verkaufte es sich 100.000 Mal.
Dreizehn Jahre und vier Studioalben später ist Mariza, 1973 in der damaligen portugiesischen Kolonie Mozambik geboren, der wichtigste musikalische Export ihres Landes. Ob Carnegie Hall in New York, Royal Festival Hall in London oder Alte Oper in Frankfurt - sie ist in den bekanntesten Veranstaltungsorten des Planeten aufgetreten. Zeit also, um einen üppigen Rückblick folgen zu lassen.
In der Tat lässt das schlich betitelte Album mit einer Laufzeit von 77 Minuten kaum Wünsche offen. Marizas bisherige fünf Alben sind alle berücksichtigt, die Tracklist ist nicht streng chronologisch angeordnet, sondern durchgemischt, im Booklet sind die Texte inklusive der englischen Übersetzung abgedruckt.
Nicht, dass das zum Mitsingen anregen würde, denn Marizas Stimme besitzt jene Art von Qualität, der man lieber lauscht anstatt sie zu verhunzen. Begleitet von Konzertgitarren, Bass und Perkussionen, gelegentlich auch Streicheinlagen, breitet sich zwischen den Ohren eine mollige Melancholie aus. Saudade eben, oder wie man in angelsächsischen Ländern sagen würde: der Blues.
Aus der Reihe tanzt das einzige Stück auf Englisch, "Smile" aus Charlie Chaplins "Moderne Zeiten" (1936), das mit der Stimme Nat King Coles 1954 ein Riesenhit war. Auch extra für das Album aufgenommen, aber wieder traditioneller, fallen "É Ou Não É?" und "O Tempo Não Pára" aus.
Mit Eleganz und Charme verkörpert Mariza einen Musikstil, den die UNESCO 2011 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen hat. Nicht nur auf dieser CD, sondern auch immer wieder an einem besuchenswerten Veranstaltungsort.
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