laut.de-Kritik

Nachdenkliche Texte zu melancholisch schönen Melodien.

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Vor fünfzehn Jahren waren sie die Allergrößten und vor allem die Allercoolsten. Da hatte die britische Band, die sich wegen chronischen Geldmangels Dire Straits nannte, gerade eine beispiellose Karriere hinter sich, hatte sie mit druckvollem und melodischem "Westcoast-Rock" zuerst Europa und dann die USA erobert. Da waren sie die "Sultans Of Swing", die Früchte des Ruhms waren "Money For Nothin' And Chicks For Free".

Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit und an Mark Knopfler, dem ehemaligen Lead-Sänger und Gitarristen der Dire Straits, sind sie nicht spurlos vorüber gegangen. Der alte Schwung ist hin. Zwar führt der Opener "What It Is" einen zunächst auf die falsche Fährte, der klingt noch ein wenig nach "Once Upon A Time In The West". Im Titeltrack aber hat dann James Taylor seinen Auftritt, der amerikanische Songwriter, dessen Einfluss auf das ganze Album unüberhörbar ist.

Wer James Taylor mag, findet in "Sailing..." eine fast perfekte Scheibe, die nach hinten raus immer besser wird und eigentlich nur zwei Ausfälle mit schleppt: Den eindimensionalen "Silvertown Blues" und "The Last Laugh", mit dem eher schwachen Van Morrison am Mikro. Nachdenkliche Texte zu melancholisch schönen Melodien sind Taylors Markenzeichen und die gibt's auf "Sailing To Philadelphia" zuhauf. Auch zeigen Mundharmonika, Geige oder Hammond, dass der mittlerweile 51-jährige Knopfler seine Liebe zu Folk- und Country-Klängen entdeckt hat. Und so reiht er gelassen Song an Song und baut auf die Wirkung trauriger Klänge und schmeichelnder Harmonien. Der junge Großkotz ist jetzt ganz gediegen, das einst von Bass und Schlagzeug entfachte jugendliche Feuer erloschen in einem Meer von Altersweisheit.

Fünfzehn Jahre sind eine kurze Zeit für so viel Verwandlung. Natürlich hört man bei all dem sofort, dass hier Knopfler seine Stratocaster traktiert, immerhin hat kaum ein anderer Gitarrero (Santana einmal ausgenommen) einen derart markanten Klang entwickelt. Unauslöschbar ins Hörgedächtnis gebrannt ist auch die rauchig-heisere Stimme, die nach wie vor etwas unglaublich Beruhigendes hat. Mehr aber ist von den alten Zeiten nicht geblieben und so seien alle Fans, die auf eine Fortsetzung der Dire Straits-Erfolgstory hoffen, vor dieser Platte ausdrücklich gewarnt. Ihnen könnte es sonst ergehen, wie dem Elefant, der erstmals einen nackten Mann sieht, und sich wundert, wie man durch einen so winzigen Rüssel Luft bekommen kann.

Trackliste

  1. 1. What It Is
  2. 2. Sailing To Philadelphia
  3. 3. Who's Your Baby Now
  4. 4. Baloney Again
  5. 5. The Last Laugh
  6. 6. Silvertown Blues
  7. 7. El Macho
  8. 8. Prairie Wedding
  9. 9. Wanderlust
  10. 10. Speedway At Nazareth
  11. 11. Junkie Doll
  12. 12. Sands Of Nevada
  13. 13. One More Matinee

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4 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Dies mag alles korrekt sein, was in diesem Artikel über Mark Knopfler geschrieben wurde, wer diesen genialen "alten Mann" jedoch live erlebt hat, wer dieses Konzert geniessen konnte und durfte, der freut sich darüber, daß es immernoch Stars gibt, die ohne grosse technische Aufbereitung ihrer Musik, einen Saal mit etlichen tausend menschen zum Kochen bringen können. Der freut sich über handgemachte Musik, bei der nicht irgendwelche stark vorpuppertären heulbojen einem das Trommelfell maltretieren. Gut, die heutige Clientel dieser Musik mag bereits seit längerem den Pampers entkommen sein, ich finde jedoch nichts dabei, wenn der Zuhörer mit Seinem Star gealtert und gereift ist. Ich jedenfalls freue mich auf das nächste Konzert.

    Gruß

    Andreas Henning

  • Vor 16 Jahren

    Ich weiß nicht warum man den "alten Knopfler"
    teilweise so schlecht redet. Auch heute füllt
    er noch ganze Konzertsäle und Hallen. Zur Zeit
    ist ja wieder auf Tour, ich war im April in
    Straßbourg und hoffe, daß ich ihn bald wieder
    sehen kann. Von "Alterserscheinungen" konnte
    ich bei seinem Konzert nichts bemerken. Auch
    sein langjähriger Gefährte Guy Fletcher war
    in Bestform. Er war ist und bleibt ein Welt-
    klasse Musiker und Gitarrist. Bevor man solche
    negativen Artikel schreibt sollte man mal eines oder mehrere seiner Konzerte besuchen.
    Er hat immer noch viele Millionen Fans. Die
    können sich wohl nicht alle irren.

    Gruß
    Klaus Müller :) :( [code:1:69cd6cb48e][/code:1:69cd6cb48e]

  • Vor 16 Jahren

    - wer gräbt denn solche alten rezensionen aus ?

    - muss es nicht "dem elefanten" heißen ?

    - ist der witz so originell wie der mit den zwei eintagsfliegen

    - wird doch sonst immer veränderung und stilwechsel gefordert

    - finde ich das album ganz gelungen

  • Vor 16 Jahren

    @sandhas (« Ich weiß nicht warum man den "alten Knopfler" teilweise so schlecht redet. »):

    Schlecht redet ihn eigentlich kaum jemand.
    Nur stagniert er künstlerisch. Auf hohem Niveau, das muß man ihm schon lassen, aber trotzdem hat er einige Lieblingsseiten in einem Kochbuch gefunden und mit diesen Zutaten kocht er seit zehn Jahren mehr oder weniger dieselbe Suppe. Die Stücke auf dem aktuellen Album hätten auch locker auf "Sailing To Philadelphia" erscheinen können und "Shangri-La" hätte auch gut eine Bonus-CD von "Ragpicker's Dream" sein können. Es wirkt auf den Alben so, als ob er sein kreatives Pulver bereits verschossen hätte und sich nur noch selbst kopieren will.

    Zitat (« Bevor man solche negativen Artikel schreibt sollte man mal eines oder mehrere seiner Konzerte besuchen. »):

    Erstens ist der Artikel nicht negativ (mit drei Balken wurde das Album als "überdurchschnittlich" ausgewiesen.
    Und zweitens braucht man kein Konzert zu besuchen, wenn man ein Album bewerten will. Ebensowenig muß man ein Musikvideo sehen, um zu wissen, ob eine Single gut ist oder ein Album kaufen, um zu wissen, ob einem das Konzert gefallen hat.

    Zitat (« Er hat immer noch viele Millionen Fans. Die können sich wohl nicht alle irren. »):

    Das sind halt die Suppenfans von Marky (man verzeihe mir diesen wirklich abgrundtief schlechten Kalauer).
    Ähm ... ich sag's mal so: Knopfler hat ein sehr gutes Gespür dafür, was sein Publikum von ihm hören will. Und bei meinem ersten und vermutlich auch einzigen Knopfler-Konzert hatte ich den Eindruck, daß das Publikum in erster Linie auf die Sachen abgefahren ist, die entweder noch aus der Dire-Straits-Zeit oder aber von "Golden Heart" stammen. Die späteren Stücke haben zumindest meinen Eindrücken zufolge weitaus weniger Resonanz beim Publikum hervorgerufen.
    Hätte Knopfler auf die alten Sachen verzichtet, wären wahrscheinlich aus den Konzerthallen mittlerweile wieder Clubs geworden ...

    Gruß
    Skywise

    P. S.: Und ich frage mich ebenfalls, ob für diesen Beitrag die Uralt-Rezi exhumiert werden mußte ...