laut.de-Kritik
Nuancierte Neuinterpretationen zwischen Indie- und Folk-Pop.
Review von Kerstin KratochwillVier Jahre nach ihrem letzten Album "Woanders", auf dem Masha Qrella den David Bowie der deutschen Lyrik – nämlich den Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur Thomas Brasch – in Songs vertonte, die zwischen Indie-Pop, New Wave, Electronica und Postrock schweben, widmet sie sich wieder der hohen Kunst des Coverns. In ihrem "Songbook" interpretiert die Berliner Singer-Songwriterin nun ihre Lieblingslieder, die genremäßig breit gefächert sind.
Vom Jazz-Klassiker "September In The Rain", über den Radio-Megahit "I Want To Break Free" von Queen (bei Qrella mit Andi Haberl von Notwist filigran am Schlagzeug) bis hin zu Whitney Houstons Eighties-Popdancestück "I Wanna Dance With Somebody" covert sie sich entspannt und eigenwillig durch ihre eigene musikalische Welt. Und auch im wahrsten Sinn eigene Musikwelt, denn sie covert sich auch einfach einmal selbst, indem sie zum Beispiel einen Track aus ihrer Neuvertonung der "Bremer Stadtmusikanten" – den darin die Katze vorträgt – nun selbst maunzt.
Entstanden ist dabei ein kohärentes Indie-Pop-Album, das trotz seiner inkohärenten Songauswahl am Ende stimmig und stimmungsvoll nachhallt. Das ist auch Qrellas unverkennbar klarem Gesang zu verdanken, der die unterschiedlichen Songs (weiter-)trägt.
Im folkig flirrenden Opener "Cool Breeze", einem Cover von Jeremy Spencer, dem Fleetwood-Mac-Mitbegründer, klingt sie beispielsweise lässig wie Suzanne Vega, während sie im Sixties-Pop angehauchten "Heart Failed (In The Back Of A Taxi)" Sarah Cracknell mit dem gecoverten Saint-Etienne-Song cool channelt und dem Track mehr Groove verleiht, ohne den Gram darin zu verdrängen. Den Song hielt Qrella beim ersten Hören für einen Track über Glamour, bis sie begriff, das es darin um einen Business-Idioten geht, der um den Globus jettet und letztlich mit einem Herzinfarkt auf dem Taxirücksitz endet.
Qrellas Interpretation soll nach ihren eigenen Worten "der Naivität auf die Schliche kommen, mit der ich damals Musik als Fahrkarte in die Welt begriff". Mit diesem Ansatz beschreibt sie zugleich auch, was ein gutes Cover ausmacht: Es transportiert einen Song in eine eigene neue Welt, sei es durch Genrewechsel oder Gemütsveränderung – und dieses "Songbook" ist voller solcher Kunststücke, sparsam instrumentiert und reich(-lich) individualisiert.
2 Kommentare mit einer Antwort
Hammer Song's, hammer Sound, hammer Album.
Ich mag die Song's auch. Die Song's. Plural von Song. Die Song's! Die mag ich.
Damals mit dem Don`t stop the Dance Cover auf Masha aufmerksam geworden bleibt es, dass sie immer ein reinhören wert ist.