laut.de-Kritik
Kein Neuland in Sicht.
Review von Manuel BergerEins vorweg: Neuland ist im "Pazifik" nicht zu erkennen. Weder musikalisch noch lyrisch fügen Massendefekt ihrem Alternative-Punk irgendetwas anderes hinzu außer zwölf bisher unveröffentlichten Tracks nach bekanntem Rezept. Allerdings steht außer Frage, dass die Meerbuscher wissen, wie man gute bis sehr gute Genresongs schreibt.
Wohl kaum jemand, der sowohl Rise Against als auch Broilers im Regal stehen hat oder regelmäßig hört, dürfte das Eröffnungsdoppel "Pazifik"/"Maschinenmenschen" von der Bettkante stoßen. Massendefekt haben im Gesang die Hooks und in den Riffs die Durchschlagskraft, die es braucht, um Rocker abzugreifen.
Textlich bekommt man von Beziehungsdramatik ("Pazifik", "Freier Fall"), Gesellschaftskritik ("Maschinenmenschen"), Fleckenzwerg gegen braune Stellen ("Zwischen Löwen Und Lämmern"), Lebenswegreflexion ("Von Horizont Zu Horizont") und einer Prise Humor ("In/die Hölle") ein breites Spektrum serviert. Eine solide Vorstellung liefern sie in allen genannten Bereichen. Allgemeine Kritik à la "Sie halten euch unten und werden dabei reich" oder der ein oder andere Hipster-Diss ist zwar nicht gerade neu, Phrasen umschiffen Massendefekt trotzdem erfolgreich.
Dennoch erweisen sich die sehr ausgetretenen Pfade mit fortschreitender Spielzeit als Problem. Heißt man das Wiederkäuen bestimmter "Pazifik"-Textzeilen in "Wo Ich Dich Finde" noch als Mini-Konzept gut, sieht es mit der Gitarrenarbeit im selben Song leider anders aus. Die Pop-Punk-Stakkatos klingen nach B-Seiten-Material von The Offspring und sind demnach alles andere als the yellow from the egg.
Außerdem tendieren Massendefekt auch abseits der "Wo Ich Dich Finde"-Lyrics dazu, sich stark zu wiederholen. "Von Horizont Zu Horizont" bedient sich schon wieder beim Opener und funktioniert nicht nur nach demselben Strophe/Refrain-Prinzip, sondern bringt auch noch eine sehr ähnliche Hookführung mit. Genauso verhält es sich mit den übers ganze Album verteilten Hintergrund-Gangshouts. Etwas mehr als "Oh-ohs" über geschrammelte Achtel hätten sich die Musiker schon einfallen lassen können.
Ach halt, tun sie! "In/die Hölle" fällt deshalb zwar ziemlich aus dem Albumsound heraus, dafür beweisen Massendefekt hier, dass sie durchaus in der Lage sind, die Genregrenzen auch mal zu durchbrechen. Ein funkiges Gitarrenriff führt den Richtung Kraftklub schielenden Song an, Sebi singt plötzlich mit vor Sarkasmus triefender Seidenschalstimme und schießt gegen hippen Format-Indie. Zwar fällt der Diss bisweilen arg platt aus ("Stichwort: Oberlippenbart"), der Refrain zündet aber: "Ich brauch den Plattendeal mit Universal / Wer meine Hits schreibt ist mir doch egal!"
Vielen Songs auf "Pazifik" fehlt letztlich der prägende Stempel, der Massendefekt von der Deutschpunk-Konkurrenz abhebt. Songs wie "Freier Fall", "Niemandsland" oder "Feuer Und Eis" strotzen sogar vor Beliebigkeit und lassen die Platte leider ins Mittelmaß abfallen.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Retortenprodukt zwischen Mitgröl-Schlagerpunk und Menschen Leben Tanzen Welt-Pop.
Beschreibt die Broilers m. e. besser.
Hier ein Kleiner Artikel zu dem Album von Massendefekt.
http://nachvornemusik.de/album-massendefek…
Ich fand Mass Effect 2 besser
Nun ja, endlich mal ein Artikel, nach dessen Lektüre man überhaupt kein Bild des gehörten Albums vor Augen hat. Wären die Zitate nicht, könnte man auch meinen, eine Besprechung des neuen Albums von Vanessa Mai gelesen zu haben. Weiter so, wir brauchen mehr Nullinformationen.
Gruß
Skywise