laut.de-Kritik
Düsterer Vorbote aufs neue Album.
Review von Eberhard DoblerAuch schon wieder 20 Jahre her: Mastodon feiern in diesen Tagen ihr Bandjubiläum mit einer Raritätensammlung. Kann man machen, zumal mit "Fallen Torches" ein brandneuer Song samt Gastauftritt von Neurosis' Scott Kelly vertreten ist, der in die Zukunft weist: Atlantas finest Prog/Sludge-Metaller gehen demnächst ins Studio, um den Nachfolger von "Emperor Of Sand" einzuspielen. Über 20 Stücke habe man dafür im Kanal, gab Bassist/Sänger Troy Sanders zuletzt zu Protokoll.
Das neue Material entstand auch unter dem Eindruck des Todes von Bandmanager Nick John 2018. Und so könnte der gewohnt stürmisch dicht verfasste Mastodon-Knüppler "Fallen Torches" in seiner Düsterheit ein Vorbote auf die neue Platte sein. Drummer Brann Dailor spricht jedenfalls von tendenziell noch dunkleren Wolken über dem Proberaum - wen wunderts in Zeiten von Corona und Trump.
Ansonsten packen Mastodon einen Mix aus Coverversionen, Soundtrackbeiträgen, Instrumentals, Livetracks plus die Uptempo-Kollabo "Atlanta" mit Butthole Surfers-Sänger Gibby Haynes von 2014 auf die Geburtstags-Compilation. Die meisten Stücke sind nun erstmals digital erhältlich.
Das Feist-Cover "A Commotion" (2012) bleibt ein hörenswertes Highlight: Mastodon verpassen dem Stück ihre ureigene Atmosphäre. Und hört man sich im Anschluss das Original bzw. seine Grundrhythmik an, liegen beide Artists erstaunlicherweise weniger weit auseinander als man annehmen würde. Flaming Lips' "A Spoonful Weighs A Ton" von 1999, im Original ein schräger Mix aus Musical-Emotion und lärmendem Indie-Einschlag, wird in den Händen Mastodons zu Dreampop im Hardrock-Gewand - ebenfalls ein atmosphärisch starkes Stück.
Der Mehrwert das "Master Of Puppets"-Instrumental "Orion" erschließt sich im direkten Vergleich dann weniger. Das Cover stammt aus "Leviathan"-Zeiten und darf wohl als Verweis auf die Wurzeln Mastodons gedeutet werden. Klassische Thrash-Roots dokumentiert auch der kurze Sondtrackbeitrag "Cut You Up With A Linoleum Life" zur 2015 eingestellten US-Zeichentrickserie "Aqua Teen Hunger Force". Das überwiegend akustisch gehaltene "Game Of Thrones"-Stück "White Walker" war auf dem zweiten "Catch The Throne"-Mixtape (2015) zu hören. Mastodon waren in der Serie auch kurz als Statisten zu sehen.
Die vorliegenden Instrumentalversionen stammen durchweg aus der Spätphase der Band: "Asleep In The Deep" und "Halloween" finden sich auf "Once More 'Round The Sun" (2014). Das epische "Jaguar God" vertritt "Emperor Of Sand"."Toe To Toes" stammt ebenfalls aus den "Emperor Of Sand"-Sessions und gehört zur "Cold Dark Place"-EP.
Live beschränken sich Mastodon hingegen auf die frühere Phase ihrer Karriere. Zu hören gibt es ausschließlich Songs von 2006: "Blood & Thunder" und "Iron Tusk" vom Album "Leviathan" sowie "Capillarian Crest", "Crystal Skull" und "Circle Of Cysquatch" (alle drei auf "Blood Mountain"). Die Livetracks beweisen hier in erster Linie, dass Mastodon auf der Bühne liefern - und zwar so exakt als stünden sie im Studio.
"Medium Rarities" geht als Zusammenstellung für Mastodon-Nerds durch, die interessante Facetten der Band aufgreift. Als Einstieg in den Bandkosmos taugt sie insofern nur bedingt, aber: Besser diese Mastodon-Platte als keine.
3 Kommentare
Ich bin ja großer Fan aber die Scheibe werde ich auslassen. Instrumentals interessieren mich weniger. Da drei von vier Bandmitgliedern gute Sänger sind, kann das ja wohl nur für Karaoke gedacht sein. Aber ich freue mich sehr zu hören, dass bald eine ganz neue Platte eingespielt wird.
Das Cover von "A Spoonful Weighs A Ton" ist schon mal mordsgeil. Rechne aber auch nicht damit, daß hier nur Juwelen zu finden sein werden.
Für mich wären hier echt nur die Live-Versionen (allerdings mit Capillarian Crest einer meiner absoluten Lieblings-Dampfhämmer!) und das GoT-Dingens neu, werde entsprechend auf's nächste Album warten.
Auf der Feistodon-EP steht übrigens das "Black Tongue"-Cover von Feist den Sludge-Fossilien keinen Deut nach. So geht "einen Song interpretieren", alles andere bleibt uninspiriertes Nachdudeln dagegen.