laut.de-Kritik

Prägnante Texte zu trockenem Rocksound.

Review von

Sein bislang einziges Soloalbum "Hooligans & Tiny Hands" veröffentlichte Max Schröder 2006 noch unter dem Pseudonym, das ihn einst als Olli Schulz-Sidekick bekannt machte, Der Hund Marie. Unter seinem bürgerlichen Namen präsentiert der allseits gefragte Multiinstrumentalist nun sein Zweitwerk als Songwriter. Und trotz Zeilen wie "Es scheint, wir sind dem Kern dort nah, wo wir scheitern" ("Schiffbruch") baut die Platte auf einen lebensbejahenden Grundton.

Die markanteste musikalische Neuerung hält der Enddreißiger nicht lange im Verborgenen. Ob es an Whiskey und Zigaretten, an aufgestauter Leidenschaft oder doch am Alter liegt, sei mal dahingestellt: Max Schröders Gesangsstimme präsentiert sich anno 2013 vom ersten Ton an beachtlich rauer, lauter und forscher als zuvor. Wie gehaucht wirken dagegen die gut sechs Jahre alten Stücke im direkten Vergleich.

Der Beiname 'das Love' lässt auf das Gegenteil schließen, doch auch diesmal spielte Schröder fast alle Spuren selbst ein und baute ferner auf die Hilfe eines alten Freundes - Nikolai Potthoff spielt Bass bei Tomte, Gitarre bei Thees Uhlmann und produzierte das erst kürzlich erschienene Leslie Clio-Debüt. "Max Schroeder & Das Love" verpasste er parallel dazu einen rohen, überwiegend trockenen Rocksound, der den vom Pressetext ins Spiel gebrachten Referenzen (The Clash, Black Keys) tatsächlich weitaus näher kommt, als den meisten Hamburger Kollegen.

Inhaltlich dreht es sich überwiegend um Schröders Leben als zweifacher Vater, Lebenspartner und weiterhin ständig beschäftigter Musiker. Der 38-Jährige sieht mal rot ("Hab' Das Verrückt"), mal ein Loch im eigenen Boot ("Bin Mir Wild"), tanzt hier zu "betrunkenem Klavier" ("Schiffbruch") und dort zu "sehr seltsamer Musik" ("Mein Mädchen").

In "Moderner Mann" besingt der Wahlberliner das Überfordertsein mit dem heutigen Alltagsleben ohne die typischen Plattitüden: "Und behaltet den Milchschaum / heute Brot, Butter, Salz / und dazu einfach Wasser / davon sehr viel und kalt."

Beim intimen "Hier Ist Hier" handelt es sich um eine wunderbare Hommage auf den Moment - verbunden mit der unmissverständlichen Aufforderung, ihn stets zu genießen: "Sieh' mal hier, den kennst du doch auch / Es heißt, er stirbt / Genauso wie du, genauso wie ich / und all unsere Freunde irgendwann".

"Herzen auf und alles raus", fordert Schröder in Refrain vehement, und stellt mehrfach fest: "Wir ham' doch nur Jetzt". Auf seinem beherzten Zweitwerk geht er in der Hinsicht mit gutem Beispiel voraus. Mit "Max Schroeder & Das Love" gelingt dem Tausendsassa der erweiterten Hamburger Schule eine erfrischend unpathetische Platte mit prägnanten Ecken und Kanten.

Trackliste

  1. 1. Schiffbruch
  2. 2. Mein Mädchen
  3. 3. Halt' Mal Kurz Meine Hand
  4. 4. Moderner Mann
  5. 5. Hier Ist Hier
  6. 6. Der Wahre Jakob
  7. 7. Hab' Das Verrückt
  8. 8. Mammut
  9. 9. Bin Mir Wild
  10. 10. Das Allerschönste Mädchen Der Welt

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