laut.de-Kritik
Mit Siebenmeilenstiefeln weg vom Vorgänger.
Review von Michaela PutzEs machen sich im Moment einige Bands daran, dem Metal eine ganz besonders moderne Marke aufzudrücken. Ob das auf einen neuen Trend hinweist, wie ihn schon der Metalcore erlebt(e), sei nun mal dahin gestellt. Bezeichnend ist jedoch, dass sich Mendeed eben vom Metalcore wegbewegen und dieses neue Reservat für sich einnehmen.
Man muss feststellen, dass es ziemlich nach Children Of Bodom (ohne Keyboards) und Trivium schmeckt, was Mendeed auf "The Dead Live By Love" vorlegen. Konnte man den Hardcore-Einschlag auf "This War Will Last Forever" nicht wegrationalisieren, regieren diesmal die klassischen Einflüsse. Womit natürlich nicht Wagner oder Mozart gemeint sind, sondern Gitarrenlinien à la Iron Maiden.
Derartige Melodien muss man hier nicht mit der Lupe suchen. Sie finden sich an jedem Eck, durchaus flink und präzise gespielt. Auch dem Drummer kann man nichts vormachen. Die Schotten gehen ordentlich zur Sache, mischen locker und souverän Heavy mit Death und Thrash und machen dabei ziemlich Spaß.
Zumindest die meiste Zeit über. Während einige Songs richtige Knaller sind und Ohrwurm-Charakter aufweisen, gehen mir andere kaum rein. "Gravedigger" ist beispielsweise einer der Tracks, die sich, ohne viel auszulösen, am Ohr vorbei schleichen. Zum Ausgleich gibt es aber Nummern wie "The Fight". Da fliegen einem Doublebass, ein melodischer Refrain und gute Riffs um die Ohren, dass es nur so kracht. Der Titeltrack kassiert Pluspunkte, weil er schon am Anfang wahnsinnig groovt, und bei "Reload'N'Kill" geht's ab wie am Jahrmarkt.
Eins der Erkennungsmerkmale für Mendeed ist bestimmt die Stimme des Fronters, die eine Sache für sich ist – aber verdammt gut rüberkommt. Die Schotten bewegen sich auf "The Dead Live By Love" mit Siebenmeilenstiefeln vom Vorgänger weg, könnten damit aber noch ganz gut und lange unterwegs sein. Spielerisch haben sie zweifelsohne was drauf. Vor allem Freunde des Metal modernerer Marke und oben genannter Bands sollten in die Scheibe unbedingt mal reinhören.