laut.de-Kritik
Noch ein Nine Inch Nails-Klon? Nicht ganz ...
Review von Michael EdeleGlasklar, wieder mal ein Nine Inch Nails/Gravity Kills-Klon. Das war der erste Gedanke, der mir nach dem schnarchigen Intro "Anywhere And Nowhere" und dem ersten Track "The Number I Get" durch den Kopf ging.
Nun, ganz von der Hand zu weisen, ist dieser Gedanke mit Sicherheit nicht. Aber würde man die Band nur auf diesen Aspekt reduzieren, entginge einem ein ganz anständiges Debüt. Entgegen meiner ersten Annahme, es mit Amis zu tun zu haben, rauschen mir hier ein paar Alpenländler durch die Löffel. Die klingen zwar beim bereits erwähnten "The Number I Get" und auch Tracks wie "Try To Be Like You" oder "Blank Faced" original nach Trent Reznor oder auch ein wenig nach Filter - doch sie können auch anders.
"Follow Myself" erinnert zumindest von der Machart ein wenig an Blur mit einer Spur mehr E-Gitarren und Elektronik. Allerdings ist die Nummer doch ein wenig sperrig, was auch auf das unscheinbare "Impossible Things" zutrifft. Dass "Anybody Cares" zur Single auserkoren wurde, war mit Sicherheit die richtige Entscheidung, denn der Song rockt gut los und dürfte manche Tanzfläche füllen. Auch hier tauchen viele, offene Akkorde auf, die dafür sorgen, dass der Track leicht ins Ohr geht.
"Blank Faced" steht dem in Nichts nach und rangiert in meiner persönlichen Favelist sogar noch vor der Single. Der Drive ist noch mitreißender und die Melodien sagen mir auch mehr zu. Dafür kann ich mit dem weitgehend instrumentalen "It Seems" bis auf die letzten anderthalb Minuten kaum was anfangen. Es scheint fast, als gehe den Schweizern gegen Ende die Puste aus, denn auch "Serious" zieht sie sehr gemächlich dahin.
"All For Nothing" reißt das Ruder doch noch einmal rum und "Self Deleting" rockt mit einem ordentlichen Schuss Groove hinterher - ausgesprochen cool und relaxt. Die langsamen Passagen von "D.B.F.S." bremsen die schwer an Marilyn Manson erinnernde Nummer zu sehr aus, und auch "You" könnte etwas schneller auf den Punkt kommen. Da ist mir der treibende Hiddentrack doch lieber.
Mephistosystem wissen zweifelsohne, wie ordentliche Industrial-Rocker geschrieben werden. Wenn sie sich jetzt noch deutlicher von den Vorbildern lösen und stellenweise schneller auf den Punkt kommen, dann muss man die Schweizer definitiv im Auge behalten.
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