laut.de-Kritik
Nix für den sonnigen Nachmittag.
Review von Michael EdeleAch ja, Minsk waren das, die vor zwei Jahren mit "The Ritual Of Abandonment" den gemütlichen Soundtrack zum Nachmittagsspaziergang durch die Hölle vorgelegt hatten. Damals hab' ich mir diese alles zerstörende Soundspirale bei über 30 Grad im Ägypten-Urlaub verabreicht. Auch dieses Mal herrscht draußen strahlender Sonnenschein.
Mit dem Opener "Three Moons" schließen Minsk noch relativ nahtlos an "The Ritual Of Abandonment" an, doch bereits hier wird klar, dass die brachiale, selbstzerstörerische Urgewalt des Vorgängers nicht mehr das maßgebliche Stilmittel der Band aus Chicago ist. OK, Musik für den sonnigen Nachmittag machen Minsk nach wie vor nicht unbedingt, doch der Grundton der acht Nummern auf "With Echoes In The Movement Of Stone" gerät deutlich positiver, als alles, was die Band bisher veröffentlicht hat.
Hört euch einfach mal den Mittelteil von "Crescent Mirror" an. Wenn man die langsam einsetzende Disharmonie mal ignoriert, könnte man sich zu den Klängen auch locker mal auf die Wiese fläzen. Ähnlich wie Mastodon entdecken die Chicagoer ihre Vorliebe für spacige und rockige Jams, die immer noch gern brachial sind, wie in "Pisgah" auch mal was Noisiges und Predigerhaftes haben oder wie in "Means To An End" sehr chantartig ausfallen.
Wie in diesem Bereich leider kaum vermeidbar, haben Minsk die Angewohnheit, an sich nicht sonderlich spannende Riffs wie in "Amlitra's Premonition" oder dem abschließendem "Requiem: From Substance To Silence" ins Endlose auszuwalzen. Das tötet auf Dauer Nerven, ist in dem Zusammenhang aber bestimmt ein beabsichtigtes Stilmittel.
Mit Sicherheit wird es einige Leute geben, die die Brachialität von "The Ritual Of Abandonment" vermissen. Wer sich mit deren Fehlen abfinden kann, entdeckt mit der neuen Scheibe ein Album, das zwar auf andere Art und Weise, aber ähnlich tief unter die Haut geht wie der Vorgänger.
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