laut.de-Biographie
Miriam Makeba
"Jeder gibt jetzt zu, dass die Apartheid falsch war, und alles was ich tat war den Leuten, die wissen wollten, woher ich komme, zu erzählen, wie wir in Südafrika lebten. Ich erzählte der Welt einfach die Wahrheit. Und wenn meine Wahrheit dann politisch wird, kann ich nichts dagegen tun."
Diese Entschlossenheit, macht Miriam Makeba zu einer der wichtigsten Musikerinnen ihres Landes. Die Sängerin steht für kraftvolle Songs aus Jazz, Blues und afrikanischer Folklore, die ein schonungsloses Bild der Rassendiskriminierung zeichnen. Dieser Einsatz bringt ihr zahlreiche Auszeichnungen und den respektvollen Titel 'Mama Afrika' ein. Zu all der Anerkennung führte jedoch ein langer, steiniger Weg.
Zenzi Miriam Makeba kommt am vierten März 1932 im südafrikanischen Prospect (nahe Johannesburg) zur Welt. Die Mutter ist Haushaltshilfe und gehört dem Stamm der Swazi an. Ihr Vater, ein Xhosa, arbeitet als Lehrer. Makeba selbst sieht sich allerdings nicht als Mitglied eines Stammes, sondern als Südafrikanerin. "Wir sind alle ein Volk", meint sie. Schon mit 18 Monaten bekommt die kleine Miriam das Gefängnisleben zu spüren. Gemeinsam mit ihrer Mutter muss sie eine sechs-monatige Haftstrafe verbüßen, da die Familie Illegalerweise Bier braut und verkauft, um das kümmerliche Einkommen aufzubessern.
Trotz der schwierigen Lebensumstände erhält sie eine musikalische Erziehung. Die Eltern machen sie mit traditionellen Instrumenten und Folklore-Stücken vertraut, ihr Bruder Joseph begeistert das Mädchen für den Jazz. Nach dem frühen Tod des Vaters zieht die Familie nach Pretoria. Dort besucht Miriam eine Missionarsschule. Schnell tritt sie einem örtlichen Chor bei und konzentriert sich weiter auf den Gesang. Bereits im Teenager-Alter singt Makeba auf Festen und Hochzeiten. Die Gagen reichen jedoch nicht. Eine Stelle als Dienstmädchen ist unvermeidbar.
Mit 17 bringt die Sängerin ihr erstes und einziges Kind, die Tochter Bongi zur Welt. Das Verhältnis zu Vater James Kubali geht aufgrund dessen Neigung zur Gewalt schnell zu Bruch.
Darauf folgen drei Jahre in Johannesburg, in denen die Musikerin mit der Band The Cuban Brothers auftritt. Als Makeba 21 Jahre alt ist, engagiert sie die populäre Vocal-Formation The Manhattan Brothers. Mit dieser Gruppe nimmt sie 1953 ihren ersten nationalen Hit "Laku Tshoni Ilanga" auf und schafft so den Einstieg ins Musikgeschäft. Drei Jahre später feiert die Newcomerin mit der Girlband The Skylarks weitere Erfolge. Das Trio interpretiert Gospels, Jazz und afrikanische Traditionals.
Als sich Makeba 1959 im Dokumentarfilm "Come Back Africa" gegen die Apartheid äußert, bürgert man sie kurzerhand aus. Ihr Weg führt nach London. Dort trifft sie in einer Fernsehsendung auf Harry Belafonte. Der erkennt Makebas Talent und ermöglicht ihr die Einreise in die USA. Außerdem besorgt er der Künstlerin einen Auftritt in der Steve Allen Show, die regelmäßig ein großes Publikum erreicht. Daraufhin erhält sie Engagements in New York und Las Vegas. Ihr erstes Album "Miriam Makeba" erscheint 1960. Es folgen Auftritte in der Carnegie Hall und auf Jazzfestivals.
1963 spricht sie sich vor den vereinten Nationen gegen das Apartheids-Regime aus. Mit "Pata Pata" gelingt ihr 1967 ein Welthit. Als die Sängerin 1968 den Bürgerrechtsaktivisten Stokely Carmichael heiratet, platzen sämtliche Konzerte und Plattendeals. Zusätzlich muss sich das Paar eine Überwachung seitens des FBIs gefallen lassen. Dies bewegt sie dazu, 1969 nach Guinea auszuwandern. Es folgen weitere Veröffentlichungen und Reden vor den Vereinten Nationen. Makeba geht weiterhin auf internationale Tourneen in ausgewählte Länder, in denen man sie empfängt, z.B. Großbritannien, Dänemark, BRD, Belgien und etliche afrikanische Länder. 1978 veröffentlicht sie ein Funk-Album, "Country Girl". Außerdem trennt sie sich von Carmichael.
1987 tritt die Grande Dame des Protestsongs, nunmehr in Brüssel sesshaft, nach langer Funkstille wieder in Erscheinung. Sehr medienwirksam stellt sie sich in Simbabwe neben Paul Simon. Vom Nachbarland ihrer Apartheid-Heimat aus verpasst sie dem Regime dort einen Denkzettel. Nicht zuletzt dieser Auftritt und der Erfolg von Simons "Graceland"-Album üben nachhaltigen Druck auf die Verwaltung aus. Mit "Homeland Blues" legt die Sängerin ihre spannenden Lebenserinnerungen als Buch vor. Mit "Sangoma" (1988) und "Welela" (1989) entstehen wieder schöne Platten.
1990, als die Apartheid allmählich verebbt, kehrt die Sängerin auf Wunsch Nelson Mandelas nach Südafrika zurück, wo sie mit allen Ehren empfangen wird. 2004 releast sie die weiche und verträumte Jazz-Platte "Reflections" mit neuen Herangehensweisen an alte Klassiker. 2005 startet sie ihre lange, weltweite Abschiedstour. Miriam Makeba stirbt am zehnten November 2008 nach einem Konzert in Süditalien an Herzinfarkt.
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