laut.de-Kritik
Minimalistik, Electropop und Madonnas Französisch-Premiere
Review von Gregory BritschWie die meisten anderen Protagonisten der Ecole de la Musique Francaise Electronique Contemporaire kommt Mirwais, klar, aus Paris. Die seinen Kollegen vertraute Art, locker an die Musik heranzugehen und ihr einen charmant lässigen Touch zu verpassen, ist auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen. Nur mit dem Unterschied, dass er mehr auf der Electropopschiene fährt. Zwar grassiert allerorten die Electronitis und jeder Fuzzi beruft sich auf - raten zwecklos - Kraftwerk, aber die sind nun mal aus der Pole gestartet.
Die Einschätzung, er wandele auf deren Pfaden, empfindet Mirwais mehr als Kompliment, denn als Abwertung. Sei's drum, "Production" ist ein Werk, das sich wirklich hören lassen kann. Angefangen bei "Disco Science", der aktuellen Singleauskopplung, einem geradewegs nach vorne gehenden Stück Electropop: Das feist heulende Sirenenloop lässt das "Cannonball" Sampling der unsäglichen Breeders schnell vergessen. "Naive Song" haut in dieselbe Kerbe, die dabei eingesetzte und eher genre-untypische Akustikgitarre fügt sich nahtlos ein. Erinnert ein wenig an Rhinocerose.
"V.I." drosselt das Tempo zunächst ungemein. Ist die erste Hälfte noch zurückhaltendes Technikgeplucker mit französischen Säuseleien, so wird einem der Rest knarzend um die Ohren gehauen. "I Can't Wait" fällt vor allem durch die bekannte Bassline auf, bei der zweifelsohne Daft Punk Pate standen. Track 6 lässt erahnen, wie es Drogies ergehen muss, wenn sie völlig entsaftet stundenlang keine Pumpe in die Venen gedrückt bekommen. "Definitive Beats" ist für mich der definitve Tiefpunkt der Platte, denn das Sneardrum Gedengel wirkt irgendwie uninspiriert.
"Paradise" bietet schon einmal einen Vorgeschmack auf das kommende Album von Madonna, das Mirwais zur Hälfte mit William Orbit produziert hat. Trendbewusstsein hin oder her, aber so langsam scheint Frau Ciccone vielleicht doch auf den Trichter zu kommen. Jedenfalls ist besagtes Stück ihre Premiere in französischer Sprache und noch elektronischer als ihre bisherigen Werke.
Der vorletzte Track kommt wieder knackig zackig aus den Boxen und den Abschluss bildet ein Soundteppich aus verschiedenen epischen Sphären, die das Album passend abrunden. Insgesamt eine auf den Punkt gebrachte Fusion von Minimalistik, Electropop, Vocodereinsätzen und Synthiespielereien.
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