laut.de-Kritik

Leicht verderbliche Süßwaren für den sofortigen Verzehr.

Review von

Krümelmonster ist einer der letzten wahren Lebemänner. Eigentlich ist es ein wunderbarer Nichtstuer, dessen einziger Lebenszweck das Laster ist. Ein selbstsüchtiger Genusssucher. Erst in den letzten Jahren machte sich das Alter bemerkbar. Das arme Vieh muss nun auch gelegentlich auf Obst zurückgreifen. Eine feste Beziehung ist es noch nie eingegangen. Doch nun kommt die Frau, die selbst das Herz des blauen Bettvorlegers brechen könnte: Miss Kookie.

Frau Keks unternimmt auch gleich alles, um auf sich aufmerksam zu machen. Manch ein Männer-Herz dürfte bei den Bildern im Booklet höher springen. In Sound und Bild flirtet sie mit den Zwanzigern bis Sechziger des letzten Jahrhunderts. Mit aufgepeppten Swing, Mambo und Pop-Soul singt sich Miss Kookie durch die Jahrzehnte.

Auf etwa der Hälfte der Lieder gibt die Sängerin die einsame Andrew Sister. "I Want You Baby", "Around The World" und "Make Me A Star" laden zu einer ordentlichen Runde Charleston ein. Doch wie um zu beweisen, dass sie nicht auf ewig im "Mambo No. 5" gefangen ist, beginnt Miss Plätzchen "Kookies & Kream" mit der munteren Pop-Soul-Nummer "It's To Late". Das hat mehr mit dem Soul der Spice Girls oder Phil Collins zu tun, als mit den Motown-Originalen. Mitwippen und Dauergrinsen ist trotzdem erlaubt. "Smile, Baby Smile"

Ich hatte immer gehofft, dass es nie jemand wagt, den schauderhaften Two Of Us-Hit "Blue Night Shadow" auszugraben. Selbst das schlechteste Hinterwäldler-Hit-Radio mit den 'größten Hits der 80er, 90er und dem Besten von heute' traute sich nicht mehr, diesen zu spielen. Miss Kookie erdreistet sich, und in diesem Umfeld macht die olle Schmonzette sogar Spaß.

Der Titeltrack "Kookies And Kream" lehnt sich mitsamt Kontrabass an Rhythm And Blues-Klassiker der Machart "Fever" an. "Love Me" bedient sich mit Bontempi-Sound dreist bei Nina Simones "My Baby Just Cares For Me". Nicht das einzige Mal, dass die Grande Dame des Jazz verwurstet wird. Die Ibiza-Version des Evergreens "Feeling Good" gerät dann aber doch recht gruselig. All zu sehr in die düstere Gruft der Andrew Lloyd Webber-Balladen steigen "You Make Me Complete" und "Kookie's Lullaby".

Es gibt viel an "Kookies & Kream" zu kritisieren. Der Stimme der Sängerin merkt man durch übertriebene Phrasierung die Musical-Vergangenheit nur all zu oft an. Einige Tracks bleiben schlichtes Füllmaterial. Dazu würde es dem Album gut stehen, wenn nicht immer mal wieder ein nichtssagender Rapper im Modern Talking 2.0-Stil etwas in die Mitte der Tracks brabbeln würde. Doch am Ende macht die Sonya Kraus der Keksverarbeitung all dies mit einer ordentlichen Portion Charme und einem Augenzwinkern wett.

"Kookies & Kream" ist nicht für die Ewigkeit. Ein kurzer leckerer Spaß. Wie für einen noch warmen Cookie gilt nur der Moment. Wir sind für das Hier und Jetzt gebacken. Wahrscheinlich werde ich mich gleich morgen für den Genuss schämen, doch heute ist das egal. Kekse, ich will Kekse.

Trackliste

  1. 1. It's Too Late
  2. 2. I Want You Baby
  3. 3. Blue Night Shadow
  4. 4. Kookies And Kream
  5. 5. My Man
  6. 6. Around The World
  7. 7. You Make Me Complete
  8. 8. Mambo Italiano
  9. 9. Make Me A Star
  10. 10. Feeling Good
  11. 11. Quiero Mambo
  12. 12. Love Me
  13. 13. Kookie's Lullaby

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LAUT.DE-PORTRÄT Miss Kookie

"Mein erstes Wort als Baby war Cookie. Mein Vater nannte mich von dem Tag an nie mehr anders. Meine Mama nannte mich wegen meines Lächelns Miss Sunshine.

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