laut.de-Kritik
Beseelter Experimentalpop und Fahrstuhl-Score.
Review von Julia DörflerMit sanften Melodien und einer noch sanfteren Stimme betäubt das kosmische Monster auf zärtliche Weise und erzählt bilinguale Geschichten aus dem Alltag. In den Fängen des Ungeheuers passieren sphärische Instrumentalisierungen und dünner Frauengesang. Geschaffen von Stereolabs Laetitia Sadier steht der dritte Output dieses Nebenprojekts irgendwo zwischen beseeltem Experimentalpop und fahrstuhltauglicher Grundbeschallung.
In fünfzig Minuten generiert die Band sowohl völlig simple wie auch abstruse Songkonstrukte. Die Eingängigkeit des leichten Gesangs geht Hand in Hand mit Sprüngen in Rhythmus und Melodie. Undurchsichtige Samplesounds ("Lost Language") und tierähnliche Laute ("Messe Joyeuse") weiten das sonst zumeist vom Bass geformte Klangkollektiv aus. Chorale Hintergrundstimmen wirken hypnotisch, gegenläufige Gitarren reißen das Konstrukt wieder nieder ("Regarde").
Melodiöse Violinen treten vor lückenfüllendes Klopfen und begleitende Blechbläser ("Invitation"). Mithilfe von dreizehn Musikern, die auf der Platte toben, werden durchweg leise, zwischenzeitlich dennoch kurz chaosartige Zustände geschaffen, bis schlussendlich alles in Alltagsgeräuschen ausklingt.
Während in der Regel jedem Werk der 39-Jährigen die Frankophilie als maßgebliche Charakteristik zugeschrieben wird, ist in "Monstre Cosmic" das Französisch viel mehr ein klangliches als inhaltliches Stilmittel. Die typisch sanften Laute der Sprache stehen nicht in Zusammenhang mit den textlichen Aussagen, sondern übernehmen die Funktion eines Weichspülers.
Der abgezehrte Gesang und die unaufdringliche
Instrumentierung passt zur relativ dünnen Produktion und verfestigt die Unaufdringlichkeit der Platte. Versteckt hinter acht Minuten kompletter Stille taucht am Ende der Hidden Track "White Rabbit" auf, stellt Fragen über geistliche und weltliche Themen, und das Ungeheuer entlässt den Hörer wieder aus der etwas unentschiedenen Welt des seichten, melodiösen Pops.
Noch keine Kommentare