laut.de-Kritik
Soloalbum oder BHZ-Tape?
Review von Frieder Haag"A - Alkohol in meinem Blut / B - Benzos schmecken mir so gut / C - Codein rot wie mein Blut / D - Ohne Drogen geht es mir nicht gut."
Nachdem Chapo102 uns vergangenes Jahr das Zählen lehrte, übernimmt nun Oberstudiendirektor Sascha Witte aka Monk den Deutschunterricht. Aus Berlin auf die Straßen der Republik lehrt der BHZ-Posterboy, wie man trotz Beziehungs- und Drogenproblemen eine gute Zeit haben kann.
Nicht fehlen dürfen: die Jungs. Mit Ion Miles, Longus Mongus, Dead Dawg und Big Pat gibt sich die ganze Rap-Fraktion von BHZ die Ehre, Samuel Kalbantner und MotB komplettieren die Clique auf den Beats. Somit wirkt das Soloprojekt öfter wie eine Fortsetzung von Kiezromantik, ähneln sich Inhalt und Form doch mehr als nur einmal.
Monk drückt dem Ganzen aber durchaus einen eigenen Stempel auf. "Festnetz" setzt auf sanfte Gitarren und verspulte Samples. Der Autotune-durchsetzte Gesang behandelt eine Beziehung mit großen und kleinen Problemen, die persönliche Nummer ist hier sicher besser aufgehoben als auf dem Crew-Sampler. Trotzdem steht die Platte zwischen Gitarren-Trap, Gesang und Drug-Talk.
Ausgerechnet "On The Rocks" mit der ikonischen Zeile "Bau dicke Bretter nenn mich Bob" kommt nicht in Fahrt und ähnelt mehr einer Pappmasché-Konstruktion als dem imaginierten Wald. Auch "Money" bietet wenig außer anstrengendem Gesang, der wohl trippy sein soll.
"Loud" und das eingangs zitierte "ABC" laden dann in der Mitte des Albums zur Party. "Loud" schließt an jüngere Trap-Banger an, die alle nicht sonderlich gehaltvoll waren. "ABC" setzt da noch einen drauf: Lässt man sich auf die Musik ein, ist das jedoch ziemlich egal. Ein klappernder Beat und diese Line, mehr braucht es nicht für den Hit des Albums: "A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z, raus aus meinem Bett!"
Vor diesem Höhepunkt widmet sich "Hellwach" eher den vespulten Drogenfilmen, die Titel danach richten den Blick eher nach innen. "Runner" und "Nostalgie" befassen sich allgemein mit dem Weltschmerz, der Erinnerung an vermeintlich bessere Zeiten und der kritischen Reflektion des eigenen Konsums.
Die Vorabsingle "200 Km/h" vereint, was Monk in verschiedenen Iterationen durchgehend versucht. Gitarrenbeat und Rap in Laissez-faire-Attitüde verbreiten genau jene Stimmung, zu der man gerne und leicht verstrahlt durch die Nacht fährt. Dabei zeichnet sein Assoziations-Rap das Bild eines leicht orientierungslosen jungen Rappers, der mit dieser Planlosigkeit aber ganz gut klarkommt.
Der Abschlusstrack "Zurück" wartet zunächst mit dem direktesten Rap des Albums auf. Schließlich überrascht das Stück, das man vor der Spotify-Ära wohl als Hidden Track bezeichnet hätte. Wieder Gitarre, Regen und Autotune: "Leben ist so kurz, ich sage scheiß drauf". Monk zieht ein psychedelisches Ende auf, getragen von verzerrten Bässen und langgezogenem Gesang.
"Hellwach" demonstriert Monks Hunger. Der Rapper fährt seit einigen Jahren einen Erfolg nach dem anderen ein, BHZ werden zudem regelmäßig als das nächste große Ding gehandelt. Dennoch fehlen die Themen, stattdessen wird Altbewährtes ständig neu aufgewärmt. "On The Rocks" klingt wie jeder zweite Berliner Track der vergangenen Monate, "Auerbach" zerreißt zudem unnötig die ruhige zweite Hälfte. Wie schon "Kiezromantik" lebt "Hellwach" am Ende von einigen starken Songs, die aber nur mit Mühe über die schwachen Passagen hinweg tragen.
1 Kommentar
Diesem Scheiß kann man auch nur dann keine 1/5 geben, wenn man selbst noch in der Findungsphase steckt.