laut.de-Kritik

Mit verträumtem Pop gegen das böse Montags-Klischee.

Review von

Montag ist genau das richtige für einen Sonntagmorgen. Es muss nicht immer Jazz und Elektronik sein und den Suizid kann man auch ruhig mal verschieben. Nach einem kaputten, versoffenen Wochenende bekommt man mit "Gefallen" den passenden, ruhigen Ausklang. Manchmal vielleicht etwas zuviel Schlagerschnulzen-Attitüde, aber die verzeiht man ja mittlerweile auch dem Jochen und so lange man nicht am Rührei erstickt ... Extrapunkte gibt es jetzt erst mal für den einfachen, aber sehr gelungenen Bandnamen: Montag.

Eigentlich das Übelste, ja sogar das Grauen für die meisten Bürger dieser Welt! Der Wecker klingelt, die Arbeit ruft und der Chef hat immer noch Mundgeruch. Mit ihrem Debüt wollen Julian, Dominik und Jan diesem Klischee allerdings mit einer guten Portion Pop und einfühlsamen Texten in deutscher Sprache und vor allem mit viel Freude entgegen treten. Jetzt noch mal alle zusammen: Montag ist ein schöner Tag!

Bei "Ruf mich an" wird für die meisten Hard-Rocker wahrscheinlich zuviel mit Sentimentalitäten geprotzt. Ich persönlich habe mich aber sofort angesprochen gefühlt und gröhle den Refrain schon jetzt jedem Anrufer zum Abschied ins Ohr. "Es ist nicht schwer allein zu sein, doch ich habs mir leichter vorgestellt". Wahre Worte, die Julian Friedrich da wiedergibt. Ummantelt von gemütlichen Streicherszenen und sanftem Piano. Die Stimme passt gut dazu. Mit der habe ich nämlich ab und an doch meine Probleme. Für meinen Geschmack an manchen Stellen zu gezwungen und ein paar Oktaven zu hoch. Tanzbare Einwände gibt es beim nächsten Track und hier darf der "Body" Jan mal so richtig abrocken: "Warum sind wir so laut"?

Keine Ahnung, nur weiter so! Doch es wird sofort wieder verträumter. Bei "Zu Besuch" beglücken uns die Wahl-Hamburger mit einem traurigen Streicher-Opener und akustischer Gitarrenbegleitung. Absolut tauglich zu frischen Brötchen, Kaffee und langsam ausklingenden Wochenenden. Oder auch bei Muttern Nudeln essen. Die Klassik breitet sich in den nächsten Stücken weiter aus. Dazu ein erfrischendes Klaviersolo beim "Ausflug". Und danach bekommt man wirklich noch Lust, sich aufs Fahrrad zu setzen und ins Grüne zu trampeln. Die Eier müssen schließlich verdaut werden. Und dieses Tasteninstrument ist ja sowieso mein Liebstes.

"Gefallen" ist eine sehr tragisch-schöne Liebesballade, die der Herr Distelmeyer vielleicht noch etwas ausgereifter hätte, aber dennoch unter tausend Tränen ins Herz dringt. Und wenn wir schon bei den gehassten Vergleichen sind: Diesmal müssen die Briten herhalten. Montag stehen nämlich manchmal im Regen, wie Travis ("Corazon") oder sehen alles tragisch Gelb wie Coldplay ("Hallo") oder unterhalten mit der beliebten, charmanten Popopösität meiner persönlichen Lieblings-Sexbombe
("Wofür"). Super relaxt die Augen zu, so schön kann sterben sein. Mit Klavierbegleitung erst recht. Also, bitte merken: Sonntag ist Selbstmord und Montag ist Masturbation, äh nein, Muttertag!

Trackliste

  1. 1. Ruf mich an
  2. 2. Warum sind wir so laut
  3. 3. Zu Besuch
  4. 4. Ausflug
  5. 5. Hallo
  6. 6. Gefallen
  7. 7. Wofür
  8. 8. Corazon
  9. 9. Super Relaxt
  10. 10. Augen zu
  11. 11. Ich lieg wach

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