laut.de-Kritik
War Dracula ein echter Emcee?
Review von Stefan JohannesbergLiegt Hamburg in Transylvanien? War Dracula ein echter Emcee? Biten alle Vampire Primo? Lebt das Rapgame "Im Schatten Der Ärzte"? Badet man an der Elbe in Pathos? Und was verbindet eigentlich indianische Energie- und Kraftsteine mit der Hip Hop-Kultur? Fragen über Fragen, die das Debüt des Moqui Marbles-Trios hier aufwirft.
"Wir müssen die richtige Antwort auf dem Platz geben", würde Kurt Jara schwätzen. Tja, und da bekanntlich auch dort die Wahrheit liegt, hebe ich die ganze Geschichte doch einfach auf. Nicht vom Acker der AOL-Arena, sondern frisch vom Zelluloid-Produkt "Das Teredeum".
Vom gesamten Coverartwork her bereits als Horrorklassiker konzipiert, bewegen sich die hanseatischen Hauptdarsteller Petzke, Sternkopf und Zaworka auch musikalisch im Schattenreich der Hip Hop-Szene. Dramatische Streichersounds, dunkle Pianoklänge, Primo-Drums und pathetische Lyrics dominieren den Film, der trotz Nebendarsteller wie DJ Strip Teaz, Dendemann, Pyranja, Lil' Marie oder Falkadelic und Refrains aus Bela B'schen Gothic-Zeiten jedoch nicht oscarverdächtig aus dem Sarg kommt.
Da nützen auch markante Genre-Titel wie "Der Letzte Tanz", "Schwarze Liebe, Rote Tränen", "Der Totale Horror" oder "Vampire" nichts. Ein John Carpenter fällt ebenso wenig vom Himmel wie ein guter Flow, doch die "Phillie MC"-Styles nerven nach wenigen Sekunden, wie die Juice zu recht attestierte.
Kurt Jara würde nach der verlorenen Partie von nicht angenommen Zweikämpfen und fehlender Kreativität im Spiel nach vorne sprechen. Einzig die durchgehend stimmige Atmosphäre, die Einzigartigkeit des Sounds und die sozialkritischen Themen wie Dritte Welt-Problematik ("Kinderaugen") oder Erforschung der menschlichen Seele ("Zwiegespräche") fallen bei den indianischen Energiesteinen positiv auf.
Deswegen gilt: nach dem Spiel ist vor dem Spiel, auch wenn ein UEFA Cup-Platz erst einmal in weite Ferne gerückt ist.
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