laut.de-Kritik
Thrash- und Power-Metal mit 80er-Schlagseite.
Review von Michael EdeleHölle! Mortal Sin aus Down Under hatte ich gar nicht mehr auf dem Plan. Das zweite Album "Face Of Despair" von 1989 war jahrelang so etwas wie mein persönlicher Geheimtipp in Sachen Thrash, doch bereits mit der dritten Scheibe "Every Dog Has Its Day" war der Ofen schon wieder aus.
Danach gab es immer mal wieder ein paar halbherzige Reunion-Versuche, doch so richtig ernsthaft haben sich die Australier erst letztes Jahr auf dem Wacken Open Air zurück gemeldet. Nun liegt mit "An Absence Of Faith" das Comeback-Album vor, auf dem vom Original-Line Up immerhin noch Sänger Mat Maurer und Basser Andy Eftichiou dabei sind. Gerade Mats raue, originelle Stimme drückt den zehn Thrashern ihren unverwechselbaren Stempel auf. Allerdings haben wir es hier zu 100 % mit Thrash aus den 80ern zu tun, der eigentlich nur in Sachen fetter Produktion mit der heutigen Zeit mithalten kann.
Im Gegensatz zu einer Truppe wie Exodus, die ihre 80er-Wurzeln perfekt mit modernen Sounds ausschmückt, verschließen sich die Aussies modernen Strömungen gegenüber doch weitgehend. Das wird einige Fans mit Sicherheit erfreuen, manch einen mag es aber auch abschrecken. Letztere verpassen definitiv eine sehr gute Scheibe, die neben exzellenter Gitarrenarbeit auch einen sehr ausdrucksstarken Sänger aufweist, der in den vergangenen Jahren noch stärker geworden ist.
Dem Opener "Out Of The Darkness" kann man vielleicht noch vorwerfen, dass das Hauptriff ein wenig sehr altbacken klingt, doch schon "Deadman Walkin" ist ein anderes Kaliber. Deutlich abwechslungsreicher und mit einem Chorus, der schon beim ersten Mal ins Ohr geht, hat der Track zwar eine deutliche 80er-Schlagseite, klingt aber ein ganzes Stück zwingender. Den ersten, richtigen Volltreffer landen sie mit "Tears Of Redemption" (die Fortsetzung des Klassikers "Lebanon"), das recht deutlich mit dem sogenannten 'Heiligen Krieg', und den Idioten, die ihn führen, abrechnet.
"Before The Bough Breaks" lässt zwar in Sachen Gitarrenarbeit eingangs keinen Zweifel aufkommen, dass hier echte Profis am Werk sind, doch die relativ banale Strophe kann mit dem guten Refrain zu keiner Zeit mithalten. Dem schließt sich das sehr melodische, aber auch zügige "Rise Or Fall" an, das ein wenig mit dem gleichen Problem zu kämpfen hat, doch überzeugt die Strophe hier deutlich mehr. Der Übergang zwischen Thrash und Power Metal dabei fließend, mit leichter Tendenz zu Letzterem.
Mit der zweiten Hälfte der Scheibe scheint so etwas wie die modernere Ausrichtung zu beginnen, denn "My Nightmare" könnte musikalisch auch von einer neueren Annihilator_Scheibe stammen. Auch der Groove gewinnt deutlich an Bedeutung. Das fällt vor allem bei "Say Your Prayers" auf, das vom Aufbau und vom Drive her ein wenig an Testament erinnert. "Lost Within" groovt ebenfalls wie Sau und hat durch die modernere Ausrichtung stellenweise sogar etwas von Prong. Sehr gut gefällt hier Shouter Mat, der immer wieder ein wenig an Steve Souza (Ex-Exodus) erinnert.
Das im Midtempo angelegte "Eye In The Sky" setzt die Reihe in Sachen Groove nahtlos fort, hat aber trotz 'Big brother is watching you'-Thematik nur ein mittelmäßige Spannung zu bieten. Ganz anders der Rausschmeißer "Broken Promises", der sowohl in Sachen Tempo, als auch was die Riffs angeht eine harte, moderne und vor allem griffige Schiene fährt. "An Absence Of Faith" ist nach den eher missglückten, letzten Alben ein guter Versuch, an alte Stärken anzuschließen.
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