laut.de-Kritik
Besser als 5.000 Kerzen im Wind.
Review von Sven KabelitzMouse Rat-Frontmann Andy Dwyer hat einen langen, harten Weg hinter sich. Ganze sieben Jahre brauchte es vom gefeierten Auftritt beim Unity Concert bis zu der Veröffentlichung des Debüts der Band aus Pawnee. "The Awesome Album" reiht sich damit in Sachen Wartezeit fast schon unter Alben wie "Chinese Democracy" oder dem nächsten The Cure-Werk ein.
Eine lange Zeitspanne für eine Band, die noch vor ihrem Debüt steht. Die Wahrscheinlichkeit, dass bereits gefundene Fans wieder wegbröckeln und sich ein neues Herzblatt suchen, ist groß. In einer Branche, in der Trends kommen und gehen, lassen Mouse Rat jedoch keinen Hauch von Selbstzweifel erkennen. Sie bleiben selbstbewusst, haben ihr Ziel fest im Auge: mindestens so berühmt werden wie die Wyld Stallyns.
Warum sollte das auch nicht klappen? Sie haben die Songs, und vor allem haben sie mit Dwyer diese Art von charismatischer Frontfigur, die ganze Trends auslösen kann. Der Sound der Band suhlt sich so tief im mittlerweile abseitigen 1990er Alternative-Rock, dass er heute schon fast wieder frisch klingt.
Für den Erstling greift die Truppe, die einst unter Namen wie Everything Rhymes With Orange, Alabaster Fart, Andy and the Non-Andies oder Teddy Bear Suicide durch Pawnees kleinste Clubs tingelte, auf ihre an Hits nicht arme Songschatzkiste zurück. Über viele Jahre hinweg erprobten sie die meisten dieser Stücke live.
Dabei verlieren sie leider das Augenmaß. Zum größten Problem von "The Awesome Album" wird, dass sie viel zu oft in diese Truhe greifen. Mit zehn Stücken hätten wir hier eine Musikrevolution vor uns liegen. Die nun sechzehn Tracks berauben den Longplayer jedoch seiner Energie.
Was ist besser als eine Kerze im Wind? 5.000 Kerzen im Wind. Wie selbstverständlich steht zu Beginn "5,000 Candles In The Wind (Bye Bye Lil' Sebastian)". Dieser Song für das wohl weltbekannteste Miniaturpferd. Er war ein Tier, eine Legende, ein Freund. Er war unser Leuchtfeuer. Er hat nicht weniger verdient als dieses Lied, das Elton John wie einen x-beliebigen Pianospieler in einer heruntergekommenen Kneipe dastehen lässt.
Im leicht kitschig angehauchten "Catch Your Dream" greift Ron Swa... ähm, hust ... Duke Silver zum Saxofon. Diese Art von Song, die man sofort liebt und später, wenn sie zum weltweiten Hit wurden, von tiefsten Herzen hasst. "The Pit", der persönlichste Track auf dem persönlichsten Album, warnt vor den realen Gefahren von Gruben. Eine Geschichte, in die Dwyer einst selbst plumpste, die ihn seine Freundin kostete, die ihn aber am Ende eben auch über viele Umwege zum Unity Concert führte. Man weiß oft erst mit viel Abstand, ob ein Erlebnis nun gut oder schlecht für das eigene Leben war.
Die Cover-Versionen von "I've Got You Under My Skin" und "I Only Have Eyes For You" mögen im ersten Moment noch unterhalten, bremsen aber die Dynamik schon deutlich ab. Gegen Ende überlässt der Mann, der einst Johnny Karate war, für zwei Songs die Hauptrolle Scott Tanner und dessen Band Land Ho! Eine etwas seltsame Entscheidung, die "The Awesome Album" endgültig seines Flusses beraubt. Trotzdem reicht es locker für von Ron Swanson genehmigte drei Punkte.
(Ein geheimer Kult geht übrigens davon aus, dass hinter Andy Dwyer eigentlich der aus "Guardians Of The Galaxy" und "Jurassic World" bekannte Schauspieler Chris Pratt steckt, dass Mouse Rat einer Serie namens "Parks and Recreation" entstammen und dass hinter Scott Tanner eigentlich Wilcos Jeff Tweedy steckt. So ein Quatsch. Aber es gibt ja auch Leute, die denken, dass Tom Hanks Kinderblut trinkt.)
2 Kommentare
das warten hat ein ende. nun kann ich glücklich und zufrieden das zeitloch sägen.
Wurde aber auch Zeit.